Tierisch was los hier. Elefanten, Möwen, Kühe, Zwergotter, Papageien – überall orakelt es. Jeder poplige Zoo meint, er muss einen Fußball-Wahrsager präsentieren. Fällt uns denn nichts Originelleres ein?, fragt unsere Kolumnistin Carolin Leins.

Stuttgart - In drei Tagen EM hat mich nur eines mehr aufgeregt als Katrin Müller-Hohensteins pinkfarbener Blazer, der sich am Sonntagabend am Ostseestrand fürchterlich mit dem Orange des ZDF-Logos gebissen hat: die Orakelei. Vor zwei Jahren, bei der WM in Südafrika, da war das noch witzig. Ein glubschäugiges, klitschiges Krakentier namens Paul aus Oberhausen tippte jedes Spiel der deutschen Elf richtig und erlangte, na ja, Weltruhm. Heute ist Paul mausetot. Seinen Job machen andere. So viele andere, dass ich ganz verwirrt bin. Esel, Möwen, Affen, Schildkröten, Kois, Zwergotter, Frettchen – jeder Zoo, und sei er noch so poplig, und jeder Provinzradiosender fühlt sich offenbar berufen, ein Tier als Wahrsager ins Rampenlicht zu schieben. Originell! Paul würde sich vermutlich im Grabe rumdrehen.

 

Eine kennen wir schon: Yvonne, die Sommerlochkuh von 2011. Sie orakelt in einem Stall in Oberbayern und hat mit ihrem Tipp auf Portugal gleich mal den Auftakt vermasselt. Aber wir haben ja noch Nelly, die Elefantendame aus Hodenhagen, die gewusst hat, dass Jogis Jungs gewinnen. Sie verspricht auch für Mittwoch gegen Holland einen Triumph. So ist das: der eine sagt Sieg, der andere Niederlage, der dritte Unentschieden. Irgendeiner hat immer recht.

Noch drei Wochen müssen wir uns mit dem Gruselkabinett an Nachmachern rumschlagen: mit der bayerischen Bulldogge Xaver, dem 380-Kilo-Eber Funtik aus Kiew, dem Papagei Lorenzo aus Hannover, dem Axolotl Axel aus Königswinter. Und alles nur, weil uns nichts Besseres einfällt.

Ich habe übrigens auch ein Orakel. Eine Kellerassel. Sie heißt Konrad und hat auf Rumänien getippt. Leider spielt Rumänien gar nicht mit.