Immer wieder in der Saure-Gurken-Zeit wird über den B-27-Tunnel und die Landesgartenschau diskutiert. So auch in diesem August – eine ironische Betrachtung unseres Kolumnisten.

Ludwigsburg - Zirp zirp – wir befinden uns in der Ludwigsburger Innenstadt. Außer dem fröhlichen Lachen der Weinlaube ist es hier ziemlich totenstill. Wenn nicht gerade ein Chlorgasalarm elektrisiert. Doch einen Ort gibt es, da ist Stille auch in diesen Saure-Gurken-Tagen ein Fremdwort: Die B 27. Statt Zirp hört man hier eher Wroaaaam. Tag und Nacht. 45 0000 Autos am Tag. Allenfalls gestört in diesen Tagen durch die 1001 Sommerbaustellen. Deswegen kommt auf der B 27 von Donnerstag an noch ein weiteres Geräusch – das von Motoren im Leerlauf nämlich.

 

So weit, so bekannt. Was also schreiben in der Talsohle des Urlaubs, wo (fast) alle Entscheidungsträger am Strand oder auf hohen Bergen herumstiefeln? Wie immer um diese Jahreszeit gibt es ein rettendes Thema, das die Zeitungsseiten füllen kann: Der B-27-Tunnel! Und um das ganze noch etwas hochzujazzen: die kongeniale Verbindung mit der Gartenschau! So hat eine Lokalzeitung im Kreis es geschafft, gleich eine Doppelseite zu füllen. Chapeau!

Ausgerechnet Schwäbisch Gmünd als Vorbild?

Wie soll man sich das vorstellen? Ganz einfach – denken wir mal an Schwäbisch Gmünd. Dazu müssen wir auf der Liste der Bundesstraßen-Nummern zwei Zähler nach oben gehen, statt B 27 die B 29. Die Hauptschlagader des Ostalbkreises hat das schöne Schwäbisch Gmünd über Jahrzehnte in zwei Teile geschnitten, brutal die Stadt fast wie die Berliner Mauer separiert.

Und dann? Dann kamen der Tunnel und die Gartenschau. Wir erinnern uns: Der Tunnel hätte fast Bud-Spencer-Tunnel genannt werden sollen, das forderten zumindest 50 000 Facebook-Nutzer, fand im Gmünder Gemeinderat aber keine Mehrheit. Aber wir schweifen ab – Schwäbisch Gmünd hatte jedenfalls 2014 die Gartenschau – und hat sich von einer Betonwüste in eine grüne Oase verwandelt. Die Stadt wieder vereint. Erblüht. Ebenso ein Jahr später im schönen Öhringen mit der Gartenschau - sogar mit barockem Flair, siehe Bild unten. Und warum all dies nicht, so der Schluss einiger Stadtvisionäre, ins schöne Ludwigsburg übertragen? Die B 27 unter die Erde verbannen, die Landesgartenschau anlocken, und dann ein grünes U, oder auch ein Grünes W oder Z (oder irgendeinen anderen Buchstaben) schaffen. Keine Stadtschneise mehr, fußläufig ohne Ampeln und Angsträume vom Schloss zum schönen Akademiehof aufs Klo (!).

Sogar eine Toilette kann erscheinen im Sommerloch

Dazu müsste aber noch so einiges passieren, zumindest müsste man spätestens bis 2017 einen Antrag für eine Gartenschau stellen. Alles ziemlich wolkig also – Sommerloch eben. Das hindert die Grünen-Fraktion im Gemeinderat aber nicht, nun ihrerseits die Sommerlochfantasien per Pressemitteilung zu kommentieren. Nicht ohne einen Schuss Selbstironie: „Immer wieder im Sommerloch kommt das Thema Landesgartenschau hoch,“ stellt Elfriede Steinwand fest , die künftige Fraktionschefin der Ökopartei. Dabei haben man mit dem Blüba doch jeden Tag eine attraktive Gartenschau in Ludwigsburg. Die Grünen fordern von der Stadtverwaltung nun offensiv „Visionen für die Grünentwicklung“ der Stadt, ob mit oder ohne Gartenschau.

Was lernen wir daraus? Im Sommerloch ist alles möglich. Sogar, dass sozusagen aus dem Nichts auf dem Akademiehof ein Toilettenhäuschen erscheint, das fünf Jahre erbittert bekämpft wurde. Der OB wird ganz schön staunen, wenn er aus seinem Sommerurlaub zurück ist ...