Das Schweizer Städtchen Frauenfeld ist ein eher beschaulicher Ort. Doch dann kam eines Nachts das Glatteis. Ein Kameramann hat die schlitternden Autos gefilmt und muss sich nun dafür rechtfertigen.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Frauenfeld ist ein eher beschauliches Städtchen – vor allem nachts. Doch Sonntagnacht kurz vor drei Uhr in der Früh‘ war plötzlich alles anders. Das Unvorstellbare wäre nicht an die Öffentlichkeit gelangt, hätte nicht der Kameramann Beat Kälin zufällig am Talbachkreisel gestanden und alles für die Nachwelt aufgezeichnet.

 

Der Reporter kam nach eigenen Worten gerade von einem Wohnungsbrand zurück, als er ein Fahrzeug mit eingeschalteten Warnblinkern sah. Die Polizei war schnell alarmiert, doch die Beamten ließen sich offensichtlich viel Zeit. Denn Kälin filmt in den nächsten Minuten, wie ein Auto nach dem anderen durch den völlig vereisten Kreisel schlittert.

Auch das hätte keinen interessiert, wäre der kurze Clip nicht auf der Facebook-Seite von Tele Züri gelandet.

Zu den Klängen des Schneewalzers knallt ein Fahrzeug nach dem anderen in die Rabatten – zum Glück bleibt es immer bei kleinen Blechschäden. Und plötzlich war Beat Kälin ebenso berühmt wie die 25 000-Einwohner-Stadt Frauenfeld im Kanton Thurgau. Über 300 000 Mal ist das Filmchen bisher angeklickt worden – wohl gemerkt: Tele Züri hat nur rund 15 000 Follower.

Der schnelle Ruhm hat allerdings auch seine Schattenseiten. Denn der Beat Kälin muss sich in den Kommentarspalten der sozialen Netzwerke auch allerlei Vorwürfe anhören. Da heißt es:

"Die echos aus diesen unfällen resultierend zeigen einmal mehr in erschreckender weise die dekadenz dieser gesellschaft auf und sind nichts anderes als ein armutszeugnis - allen voran dieser fimlchendreher und klatschspaltenjäger –"

Ein anderer Kommentar lautet:

"Sensationsgeilheit: Der verehrte Herr Kälin hätte die Autofahrer auch warnen können..."

Der Reporter wehrt sich gegen die Vorwürfe. Er habe zuerst die Polizei informiert und dann die Kamera ausgepackt, sagt er TeleZüri. Und im Schweizer „Tagblatt“ wird er zitiert: „Es sind immer wieder auch Autos ohne Probleme durch den Kreisel gefahren“. Er berichtet sogar davon, wie auf einem Balkon Schaulustige es sich mit Wolldecken bequem gemacht haben und applaudierten, wenn’s wieder mal krachte. „Sie haben mir sogar einen heissen Tee vorbeigebracht“, sagt Kälin, der bis gegen 5 Uhr am Kreisel stand.

Auch der Stadtpräsident schaltet sich in die Diskussion ein, stellt klar: Da ist im Fall auch ein Räumfahrzeug vorbeigefahren und hat Salz gestreut. Die Ehre – zumindest der Stadtwerke - wäre also gerettet.