Eine ukrainische Website zählt die Tage und Stunden, seitdem der russische Präsident Wladimir Putin zuletzt gesehen wurde. Nicht zufällig läuft im Hintergrund „Schwanensee“.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Unerbittlich zählt die Uhr die Sekunden, Minuten, Stunden, Tage. Angezeigt wir die Zeit seit dem „Verschwinden“ Wladimir Putins aus der Öffentlichkeit. Diesen „Scherz“ im Internet haben sich einige Ukrainer erlaubt, und zwar auf der Website laaake.com (die es auch auf Deutsch gibt).

 

Im Hintergrund läuft „Schwanensee“. Das ist eine nicht sehr subtile Anspielung auf die Zeit der Sowjetunion, als beim Tod eines UdSSR-Führers – zur Vorbereitung des Volkes auf die schreckliche Nachricht – im Radio nur noch klassische Musik lief und auch das TV-Programm dementsprechend umgestaltet wurde. So wurde am 10. November 1982, dem offiziellen Todestag Staatsoberhaupt Leonid Breschnew, nach Aussagen von Zeitzeugen Schwanensee gezeigt. Auch während des Augustputsches von 1991 lief im Staatsfernsehen das Ballettstück.

Putin ist seit dem 5. März nicht mehr öffentlich aufgetaucht – seit einem Treffen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi. Danach wurden mehrere vereinbarte Termine abgesagt, etwa ein Besuch in Kasachstan, und ein Treffen mit Vertretern der abtrünnigen georgischen Provinz Südossetien zur Unterzeichnung eines Abkommens wurde verschoben. Auch an einem Treffen des Inlandsgeheimdienstes FSB nahm Putin nicht teil.

„Er bricht dir die Hand“

Inzwischen schießen die Gerüchte ins Kraut und sein Sprecher Dimitri Peskow wird nicht müde zu betonen, dass es dem russischen Präsidenten sehr gut gehe. Es gebe keinen Grund zu Sorge, unterstreicht er. Auf die Frage, ob Putin denn noch einen festen Händedruck habe, sagte Peskow lachend: „Er bricht dir die Hand.“

Auch demonstrativ gezeigtes Bildmaterial gibt wenig Aufschluss über Putins Verbleib. Auf der Kreml-Homepage etwa wird ein Bild von einem Treffen mit einem Gouverneur gezeigt, das am 11. März stattgefunden haben soll. Laut der russischen Zeitung „RBC“ fand dieses Treffen mit Putin aber bereits am 4. März statt. Ein am Freitag im russischen Staatsfernsehen ausgestrahltes Video zeigt Putin in seiner Residenz mit dem Vorsitzenden des obersten Gerichts, Wjatscheslaw Lebedew. Allerdings wurden auch diese Bilder nicht live aufgenommen, wie die „New York Times“ berichtete.

Inzwischen wird über mögliche gesundheitliche Probleme spekuliert. Auch eine Palast-Revolution wird für möglich gehalten. Die Welt wird sicher bald erfahren, was an den Gerüchten dran ist – so lange zählt die Uhr die Tage, Stunde, Minuten und Sekunden.