Bei dem Konzert der Boygroup One Direction in Düsseldorf am Mittwoch geriet ein Fan in Lebensgefahr. Auf Twitter wurde daraus eine ganz andere Geschichte. Wie es zu hunderten Beileidsbekundungen und einem weltweiten Twitter-Trend kam.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Düsseldorf - Am Freitag wurde bei Twitter das Hashtag #prayforgermanfan („Bete für den deutschen Fan“) zu einem der weltweit am häufigsten benutzten. Hunderte Nutzer drückten unter diesem Schlagwort ihr Bestürzen und ihr Beileid für den angeblichen Tod eines One-Direction-Fans nach dem Konzert in Düsseldorf vom Mittwochabend aus.

 

Da wurde mit teils recht blumigen Formulierungen des vermeintlichen Opfers gedacht. Ein Nutzer schrieb, der Himmel habe jetzt einen Engel mehr und Dutzende andere kondolierten der Familie der angeblich verstorbenen Anhängerin der britisch-irischen Boygroup. Immerhin, schrieben die Mit-Fans, habe sie ihre letzten Stunden im Anblick ihrer Idole zugebracht.

„Directioners“ trauern – aber warum genau?

Nun ist man bei Twitter und in den sozialen Medien gerne schneller als es der Wahrheitscheck erlaubt; auch im Bildernetzwerk Instagram fanden sich schnell mehr als hundert bebilderte Beileidsbekundungen der in der Regel im Teeniealter befindlichen „Directioners“, wie die One-Direction-Fans genannt werden.

Doch die Geschichte hält mehr bereit als in Text- und Bildform gegossene spontane Gefühlsregungen von ein paar Hundert Teenagern, die einer Falschmeldung aufgesessen sind. Denn neben Zehntausenden kreischenden Jugendlichen und Verkehrschaos rund um die „Esprit Arena“ in Düsseldorf gab es tatsächlich einen ernsthaften Zwischenfall beim beim One-Direction-Konzert. Ein Mädchen geriet in Lebensgefahr. „Kammerflimmern!“, schreibt „express.de“ – und: ein Ersthelfer war zur Stelle, mit dem Krankenwagen wurde das Mädchen in die Uniklinik gebracht und ist mittlerweile wieder wohlauf.

Die eigentliche Geschichte

Nun wäre es das Eine, wenn One-Direction-Fans fälschlicherweise gedacht hätten, dass das Mädchen nicht mehr gerettet werden konnte. Tatsächlich gab es offenbar einige Twitter- und Instagram-Nutzer, die diesem Irrglauben aufgesessen sind.

Die Mehrzahl derjenigen, die unter #prayforgermanfan ihre Gebete für den vermeintlich verstorbenen One-Direction-Anhänger gen Internet schickten, glaubte offenkundig an eine ganz andere Geschichte. Demzufolge sei nach dem Konzert ein Fan bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.

Dieser Tweet und die Erklärung, wie er zustande kam (klick hier), gibt einen guten Einblick in die Twitter-Mechanismen:

Zumindest für das Stadtgebiet Düsseldorf stimmt das mit dem Verkehrsunfall definitiv nicht. Denn es ist nicht nur fragwürdig, wie sich in einem kilometerlangen Stau rund um das Düsseldorfer Stadion ein tödlicher Verkehrsunfall ereignen kann; auf Nachfrage erklärt die Polizei Düsseldorf auch, dass bei ihr am Mittwochabend definitiv kein Verkehrsunfall aus der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt gemeldet worden sei.