Das soziale Netzwerk Ello wird derzeit im Netz gehypt, weil es anders sein will als Facebook. Der Wunsch nach einem ernstzunehmenden Konkurrenten für den Social-Media-Giganten scheint groß. Ob Ello diese Rolle einnehmen kann?

Stuttgart - Ello hier und Ello da. Seit geraumer Zeit ist das soziale Netzwerk das Gesprächsthema im Netz. Zwar gibt es Ello schon seit März 2014, doch erst die letzten Wochen wird es so richtig gehypt. Momentan sollen pro Stunde etwa 30.000 Personen neu dazukommen. Und dennoch versprüht das Netzwerk zumindest derzeit noch einen Hauch von Exklusivität. Denn wer dabei sein will, braucht eine Einladung.

 

Nach der Anmeldung via Einladung folgt eine knappe Einweisung

Das liegt jedoch vielmehr daran, dass sich Ello noch in der Betaphase befindet. Das wird auch schnell deutlich, wenn man es geschafft hat, eingeladen zu werden. Die Seitengestaltung ist ausgesprochen minimalistisch und die Anzahl der Funktionen noch recht übersichtlich. Schlicht und vor allem werbefrei soll Ello auch in Zukunft bleiben. Damit will sich das Netzwerk vom Giganten Facebook abheben. Und es ist eines der Hauptgründe, weshalb Ello im Netz rauf und runter als der neue Facebook-Konkurrent gehandelt wird.

Pseudonyme und Nacktbilder sind bei Ello erlaubt

Es gibt noch ein paar Punkte mehr, die Ello von Facebook unterscheiden. So gibt Ello auf seiner Seite an, dass es keine Daten sammelt, um sie an Dritte weiterzuverkaufen. Außerdem können die User, wenn sie denn wollen, auch Nacktbilder posten, ohne verwarnt zu werden wie bei Facebook. Innerhalb des Netzwerks ist jedes Profil für jeden sichtbar. Dennoch ist eine gewisse Anonymität gewahrt, denn Ello erlaubt seinen Nutzern, sich unter einem Pseudonym anzumelden. Die Nutzungsbedingungen von Facebook verbieten das. Zwar gibt es genug der 1,3 Milliarden Facebook-Nutzer, die nicht ihren richtigen Namen nennen, ohne damit bisher Probleme gehabt zu haben. Facebook kann dies aber anmahnen oder gar den Account der Betroffenen sperren. So ist es jüngst einigen Dragqueens in den USA ergangen, die von Facebook aufgefordert worden waren, ihren richtigen Namen anstelle des Künstlernamens auf ihrem Profil anzugeben.

Gründer des Netzwerks Ello ist Paul Budnitz zusammen mit einer "kleinen Gruppe von Künstlern und Designern", wie es auf der Ello-Seite nachzulesen ist. Finanziert hat die Entwicklung und die Seite selbst ein amerikanischer Investor. 435.000 US-Dollar soll er bisher in das Projekt gesteckt haben. Damit sich Ello auch langfristig trägt und die Macher auch in Zukunft auf Werbeeinnahmen verzichten können, haben sie sich einen anderen Weg der Refinanzierung ausgedacht - die Nutzer sollen das übernehmen. So sollen einige Funktionen kostenpflichtig werden. Welche das sein werden, ist bisher nicht bekannt. Ob die User das mitmachen, bleibt abzuwarten.

Funktionen in Ello noch sehr eingeschränkt

Transparent: Die Liste der Features, die es für Ello noch nicht gibt; unter anderem die mobile App und das Einbinden von Musik und Videos


Bei Ello kann man andere Nutzer in "Friends" und "Noise" einteilen. Von "Friends" erscheinen deren Posts chronologisch in der Timeline. Die Posts der mit "Noise" markierten Nutzer werden gefiltert. Es tauchen nur deren Highlights in der eigenen Timeline auf. Ähnlich wie bei Twitter folgt man anderen Nutzern, ohne vorher eine Freundschaftsanfrage versenden zu müssen. Anders als bei Twitter gibt es keine Begrenzung der Zeichenanzahl. Ein Augen-Symbol unter den Beiträgen zeigt an, wie viele Personen den Post gesehen haben. Retweets sind nicht beziehungsweise noch nicht möglich. Der Versuch, Leute in Ello zu finden, ist derzeit noch ziemlich aussichtslos - und das liegt vielmehr an der Suchfunktion als an der Tatsache, dass vielleicht noch nicht so viele Bekannte und Freunde angemeldet sind. Und die Seite gibt es bisher nur als Web-App.

Ello ist gewollt schmucklos im Design und zumindest momentan noch arm an Features. Wer es schlicht und einfach mag und von Werbeanzeigen jeder Art verschont werden möchte, findet in dem Netzwerk eine Alternative zu Facebook. Vorschusslorbeeren hat Ello in den vergangenen Tagen schon einige erhalten. Doch noch ist das Netzwerk in der Betaphase. Und es ist auch nicht das erste soziale Netzwerk, das versucht, Facebook oder auch Twitter den Rang abzulaufen. Funktioniert hat es weder bei Google+, noch bei App.net oder Diaspora. Ob Ello es schafft, wird die Zeit zeigen.

Die Unterschiede zwischen Ello und Facebook in einem Video zusammengefasst