Es ist ja nicht so, dass das Internet nicht schon vor trashigen Videos überläuft. Vor Wahlen sorgen Parteien und Kandidaten dafür, dass noch eine ganze Menge dazu kommen.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Stuttgart - In der Tierwelt ist die Balz ein festes Ritual – jedes Jahr zu ähnlicher Zeit wird geklotzt und nicht gekleckert. Wenn es darum geht, die schönsten Weibchen von sich zu überzeugen, wird geprotzt und versucht, sich im besten Licht darzustellen, um so die anderen Mitbuhler auszustechen. Ganz ähnlich verhält sich das mit politischen Parteien. Zwar gehen die nicht mit buntem Federkleid oder wildem Gezirpe auf Weibchen-Jagd - doch der Versuch, den Wähler zu ködern, sodass dieser am Wahltag das Kreuzchen an der richtigen Stelle setzt, nimmt bisweilen absurde Formen an.

 

Das Umwerben der Wähler ist dabei gar nicht so weit von einigen Balzritualen aus der tierischen Welt entfernt. Da sich mit dem traditionellen Wahlplakat zwar viele, aber längst nicht alle potentiellen Stimmengeber erreichen lassen, sind Wahlwerbespots der letzte Schrei. Inzwischen hat gefühlt jeder Ortsverein und selbst der Kandidat auf Listenplatz 20 im kleinsten Wahlbezirk in Oberbayern seinen eigenen Clip. Dass diese kurzen Videos leider oft eher dröge daher kommen, ist eher die Regel als die Ausnahme. Allerdings finden sich unter den hunderten auch einige wirklich gut gemachte oder zum Teil unfreiwillig komische Clips.

Hier unsere Auswahl an Werbespots zur Kommunal- und Europawahl 2014: 

Die Linke versucht in ihrem Spot zur Europawahl mit einem Wutbürger, Marke Gernot Hassknecht, zu punkten. Aber: dass der Mann, dem da so die Hutschnur hoch geht ,Recht hat, wissen wir auch so. Da hätte uns Gregor Gysi nicht erst darauf hinweisen müssen.

Etwas gezwungen wirkt hingegen der Clip der Partei „Die Familie“. Mal im Ernst: Ein Kreuzchen reicht, und schon muss ich mich um die Familie nicht mehr kümmern? Es darf doch schwer bezweifelt werden, dass der nette Opa aus der Bar, der „Superheld“ der Partei, persönlich vorbei kommt und den kleinen die Windeln wechselt.

Den lustigsten Werbespot zur Europawahl liefert in diesem Jahr die Spaßpartei „Die Partei“. Nach dem Motto: „Ja zu Europa, Nein zu Europa“, werden im Video zahlreiche Alternativen präsentiert, was man am 25. Mai sonst noch so machen könnte, anstatt zur Wahl zu gehen.

Die dänische Regierung versucht, die Bürger mit einem Comic zum Urnengang bei der Europawahl zu bewegen. Der Superheld „Voteman“ („Wahlmann“) wird besonders aggressiv, wenn er es mit faulen Nichtwählern zu tun bekommt. Für die Gewalt- und Sexdarstellungen hagelte es Kritik – auch aus den eigenen Reihen. Deshalb nahm das dänische Parlament den Clip bereits wieder aus dem Netz.

Zwar professionell gedreht, aber für Nicht-Saarländer praktisch nicht verständlich: der Clip der Piratenpartei Saarland:

Wenig kreativ zeigen sich die Grünen aus Tübingen, die - reichlich spät - auf den "Happy"-Zug aufspringen, um so ihre Kandidaten für den Gemeinderat zu promoten. Hier die zum Teil etwas hüftsteife Variante des Pharell-Williams-Songs aus Tübingen:

Den Vogel, oder besser die Kuh, schießt in diesem Jahr die CDU aus Ahaus im Münsterland ab. Sie benutzt in ihrem Video eine Kuh als Symbol für die positiven Eigenschaften der Christdemokraten.