In Leonberg vermännlichen die Frauen. Dafür arbeitet die Volkshochschule an der Persönlichkeit der Herrenberger. Das ist auch bitter nötig, wie der Polizeibericht beweist.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Leonberg - Bei all dem Gerede über Frauen und Karriere kommt leicht Verwirrung auf. In Leonberg wird die Welt nun wieder geradegerückt. „Hand aufs Herz: Sind viele Frauen im Begriff zu vermännlichen?“, wurde Susan Heinz-Brändle dort gefragt. „In Teilbereichen durchaus“, antwortete sie in dem Interview, das für ihr neues Unternehmen werben soll. Sie hat nämlich ein unerhörtes Konzept: „Mehr Erfolg im Job und in der Liebe dank Weiblichkeits-Coaching“. Ihrer Ansicht nach sind die Frauen im Konkurrenzkampf mit den Männern zu verbissen. So ging es Frau Heinz-Brändle sogar selbst – bis sie orientalischen Tanz lernte. „Mir fiel auf: Mit mehr Weiblichkeit habe ich mehr Energie, arbeite effizienter, bin kreativer und netzwerke besser“, erklärte sie.

 

Frau Heinz-Brändle liegt mit ihrem Angebot durchaus im Trend – in Teilbereichen zumindest. Die Katholische Erwachsenenbildung in Böblingen spricht das Problem zwar nicht so direkt an wie die Dame aus Leonberg. „Schwaches Selbstwertgefühl hindert, gesund und erfüllt zu leben“, heißt es bei dieser Bildungsinstitution ganz geschlechtsneutral. Aber der Anspruch des Kurses ist ähnlich: „Sie lernen, wie Sie sich so akzeptieren und lieben können, wie Sie sind.“

In Herrenberg geht es übrigens gerade so weiter. „Selbstführung und innere Balance“ will die dortige Volkshochschule ihren Teilnehmern beibringen. Allerdings klingt dieser Kurs schon wieder wesentlich strenger und geradezu verbissen erfolgsorientiert: „Um das eigene Denken, Fühlen und Handeln steuern zu können, muss diejenige bzw. derjenige lernen, das Selbst zu kennen und zu führen.“

Der Griff eines Schwertes reicht

Für manche Menschen kommen diese Persönlichkeitstrainings allerdings zu spät. Ein Herrenberger wollte sich am Sonntagnachmittag gar nicht im Griff haben. Es reicht, wenn man den Griff eines Schwerts in der Hand hat, dachte er sich wohl. So versuchte er, den nachbarschaftlichen Beziehungsstreit zwischen einer 53-Jährigen und ihrem 31 Jahre jüngeren Lebensgefährten zu klären. Ob der Mann so aufgebracht war, weil die Frau in Teilbereichen vermännlicht war, steht leider nicht im Polizeibericht. Aber vermutlich wäre die Sache nicht so eskaliert, hätte sie in der Situation mit einer orientalischen Tanzeinlage genetzwerkt. Irgendetwas von diesem Weiblichkeits-Coaching muss die 53-Jährige jedoch beherrschen – anders lässt sich ihr Erfolg bei den Männern kaum erklären. Denn ihr junger Lover stärkte sein Selbstwertgefühl kurzerhand mit einem Messer, um den aufdringlichen Nachbarn in seine Grenzen zu verweisen. Dass der 56-Jährige ein noch größeres Ding im Köcher hatte, konnte er nicht ahnen: Der ältere Herr zückte eine Machete.

Was erwartet die vielen Babys?

Angesichts solcher Meldungen muss man sich nun fragen, welchen Grund das Herrenberger Krankenhaus zum Jubilieren hat. Dort ist am 1. November das 1000. Baby dieses Jahres geboren worden – und möglicherweise wird bis zum Jahresende eine Bestmarke aufgestellt. „Herrenberg nimmt damit erneut Kurs auf einen historischen Geburtenrekord“, heißt es in der Pressemitteilung. Im vergangenen Jahr kamen 1006 kleine Herrenberger zur Welt, in diesem Jahr könnten es 1200 werden. Das wären dann fast doppelt so viele wie vor fünf Jahren (697 Geburten). Aber was erwartet diese vielen Babys in der Realität? Gerade dort, wo die innere Balance in einigen Fällen auf des Messers Schneide steht?