Im Kreis aufgelesen: Süßes und Saures. Diese Woche hat sich in Sindelfingen bei den Bürgern viel Unrat aufgestaut, während die Bundeswehr demnächst Herrenberg bedroht – mit Radfahrzeugen und Hubschraubern.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Herrenberg - Die Herrenberger müssen sich auf etwas gefasst machen: Die Bundeswehr rückt an! Mit Räderfahrzeugen und Hubschraubern, obwohl die Truppe wegen ihrer überalterten Ausrüstung als nicht einsatzfähig gilt. Nun will man offenbar fernab vom aufgeregten Berlin testen, welche Maschinen überhaupt noch funktionieren. Auf Feld, Wald und Wiese, wo Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen, fallen die grünen Männchen nicht weiter auf, haben sich die Generäle wohl gedacht. Im Knattern der Traktoren gehen die Flugversuche der eingerosteten Hubschrauber unter, und die vermoosten Panzer fügen sich diskret ins Landschaftsbild ein.

 

Wenn allerdings zwischen dem 21. und 23. Oktober beispielsweise ein sogenannter Boxer durch die Altstadt holpert, um den Häuserkampf in Afghanistan zu simulieren, sollte man einen kühlen Kopf bewahren – und in Deckung gehen. Schließlich könnte bei dem 33-Tonner ein plötzlicher Defekt eintreten und die Bremsen versagen. Warum sonst verschickt die Stadtverwaltung Herrenberg folgenden Hinweis: Eventuelle Manöverschadensmeldungen nimmt das Ordnungs- und Standesamt entgegen? Es ist offensichtlich: Während sich ein Teil der Behörde um Falschparker und Sachschaden kümmert, geht es bei der anderen um Leben und Tod. Das klingt wie ein Code, ein Warnhinweis aus dem Rathaus, das offiziell natürlich jedes Manöver decken muss. „Außenlandungen und Fallschirmabsprünge sind vorgesehen“, heißt es in der Mitteilung außerdem. Zur Erinnerung: die bei der Marine und beim Heer eingesetzten Modelle bleiben momentan größtenteils wegen technischer Defekte am Boden, erfuhr der Verteidigungsausschuss des Bundestags erst Ende September.

Viele Gründe, um in Sindelfingen aufzuräumen

Wäre die Bundeswehr etwas treffsicherer, wäre sie sowieso längst in Sindelfingen gelandet. Gründe genug dafür gibt es. Immerhin hat sich die Kreisstadt als eine der wenigen Kommunen jahrelang dem gemeinschaftlichen Putzdienst verweigert. Entsprechend verwildert sind die Sitten dort, und der ein oder andere konnte im Untergrund dunklen Machenschaften nachgehen. Die Nachrichten vom vergangenen Wochenende sind erschreckend: Eine Armee von 120 Freiwilligen zog am Samstag bei der ersten Sindelfinger Stadtputzete einen Feuerlöscher, einen Monitor, ein halbes Motorrad sowie eine Badezimmereinrichtung samt Waschbecken und Toilette aus dem Dickicht.

Diese Sachen wären nie ans Tageslicht gekommen, wenn sich die Bürger ihr Recht auf Sauberkeit nicht selbst erkämpft hätten! Beim Beteiligungsprozess „Sindelfingen 2025“ verpflichteten sie sich aus eigenen Stücken zu dem Dienst an Greifzange, Besen und Müllsack – um wieder für die demokratische Grundordnung zu sorgen. Die Rathausspitze hat bei dem Einsatz dagegen Qualitäten für eine Karriere im Verteidigungsministerium bewiesen. Corinna Clemens, bislang noch Baubürgermeisterin der Stadt, ging auf Angriff und vernichtete das Heer der Saubermänner mit nur einem Satz: „Sindelfingen ist viel weniger vermüllt als viele andere Städte, und man stößt nicht ständig auf wilden Müll.“