Unternehmer und Unternehmensberater können von kleinen Kindern mehr lernen, als man denken sollte. Unsere Kolumnistin Ariane Holzhausen hat da einige Beispiele parat.

Stuttgart - Wer nicht automatisch die Karriereleiter hochstolpert, aber im beruflichen Erfolg seinen Sinn sucht, kommt bestimmt einmal in Versuchung, im Internet nach Tipps zu suchen. Unter Stichwörtern wie „Zeitmanagement“ oder gleich „Karrierebibel“ gibt es haufenweise Ratschläge und die lauten zusammengefasst so: „12 Dinge, die Unternehmer von Kindern lernen können“. Da sind dann Dinge aufgeführt wie Neugier, kindliche Kreativität, eigene Regeln der Logik. Blablabla.

 

Was die Unternehmer aber wirklich von Kindern lernen können, steht da nur sehr ungenau. Denn genau genommen können Unternehmer von Kindern nicht 12 Dinge lernen. Sondern mindestens 829 560.

Ein klitzekleiner, persönlicher Ausschnitt aus Lektion „Erstes bis drittes Lebensjahr“: 1. „Baby-Schokolade“ ist keine niedliche Bezeichnung für ein Stück Süßes, sondern eine knallharte Beschwerde, dass die eben zugeteilte Schokoration ja wohl viel zu klein ausgefallen ist. 2. Mit dem Ausruf „Guck mal! Ein Hubwagen!“ kann man ein Kleinkind bald nicht mehr beeindrucken. Die Korrektur lässt nicht lange auf sich warten: „Mama, das ist ein Scherenhubwagen.“ 3. Ich kenne inzwischen sämtliche LFs und TLFs und sonstige Fahrzeuge der Feuerwehr. 4. Ich kenne inzwischen sämtliche Fahrzeuge. 5. Ich bin nun Meisterin darin, Gemüsegesichter zu puzzeln. 6. Ich weiß auch nach Jahren, dass Durchschlafen völlig überbewertet wird. 7. Ich weiß, dass mein Telefon für Dreijährige erfunden wurde. 8. Regenwürmer schmecken wirklich gut, „wirklich, Mama“. Auch andere Mamas haben dazugelernt.

Mama kann nur Kacka machen

Eine berichtet, dass ihr ziemlich schnell klar geworden ist, dass Einkaufstüten nicht für Fallschirmsprünge taugen. Daraufhin hat sich ihrem Gehirn eingeprägt, dass sie nur vier Minuten ins nächste Krankenhaus braucht. Wieder eine andere hat folgender Studie beigewohnt: Wenn man einen Teddy mit den Armen am Bauch umschlingt und hochhebt, macht ihm das nix aus. Wenn man eine lebendige Katze mit den Armen am Bauch umschlingt und hochhebt, macht ihr das was aus. Sie weiß nun auch: Wenn einer Katze schlecht ist, erbricht sie das zehnfache ihres Körpergewichts. „Guck mal, Mama, Matsch. 50 Kilo Matsch.“ Und so weiter und so weiter.

Auch für die „eigenen Regeln der Logik“ kommen in einem Haushalt mit Kindern ruckzuck unzählige Beispiele zusammen. Bei den beiden folgenden Dialogen können die Unternehmer aber nicht nur „eigene Regeln der Logik“, sondern gleich noch Empathie lernen: Die Mutter hat im Oktober Geburtstag. Auf die Frage, was sie denn von ihrem kleinen süßen Sohn geschenkt bekommen würde, kam die rasche und eindeutige Antwort: „Nix“. „Wie? Ich kriege von dir gar kein Geschenk?“ „Aber nein. Das bringt doch der Weihnachtsmann.“ Zweites Beispiel, jetzt Logik mit Empathie: Der Sohn hat sein Zipfelchen entdeckt und macht damit, nun, nennen wir es einfach mal „Kunststückchen“. „Mama, kannst du das auch?“ „Nein, das kann ich nicht. Ich habe ja als Frau gar kein Zipfelchen.“ „Du kannst nur Kacka machen? Arme Mama.“