Zum zweiten Mal sagen die Handball-Frauen der SG BBM einen Empfang im Rathaus ab. Mittlerweile wollen weder die Stadt Bietigheim-Bissingen noch der Verein die Lage kommentieren.
Bietigheim-Bissingen - Manche Geschichten kann man sich einfach nicht ausdenken. Zum Beispiel diese hier: Eine noch recht junge Erstliga-Handballmannschaft spielt die beste Saison aller Zeiten, gewinnt 26 von 26 Spielen, wird erstmalig Deutscher Meister und knackt mit einem Torverhältnis von Plus 254 gleich einen weiteren Rekord. Grund genug für die Stadt, stolz auf die Frauenmannschaft der SG BBM (Spielgemeinschaft Bietigheim-Bissingen-Metterzimmern) zu sein. Schließlich ist sie eines der Aushängeschilder, die die ohnehin sportaffine Stadt hat. Ein Empfang im Rathaus ist da das Mindeste, was man den Champions anbietet.
Doch die Handballerinnen kommen einfach nicht ins Rathaus. Wenn ein Torwart nichts reinlässt, heißt es im Sportjournalismus-Jargon, hält er seinen Kasten sauber. Hält der Oberbürgermeister Jürgen Kessing also seinen Kasten, das Rathaus, sauber? Das Harz an den Händen der Spielerinnen ist ja schon recht klebrig.
Der Geschäftsführer spricht von einem „durchaus unglücklichen Hergang“
Der Witz der Geschichte ist aber ein anderer: Auch jetzt, zweieinhalb Monate nach dem Triumph, hat es keinen Empfang gegeben – und es wird auch keinen mehr geben, wie es aussieht. Die Frauenmannschaft müsse wegen „terminlicher Gründe“ absagen, heißt es in einem Schreiben der SG BBM. Im Rathaus möchte man sich schon gar nicht mehr dazu äußern, es ist bereits der dritte Korb, den die Stadt vom Verein kassiert. Auch bei der SG BBM heißt es auf Nachfrage: Man wolle sich zu dem „durchaus unglücklichen Hergang“ bezüglich des Empfangs nicht mehr weiter äußern. Man habe den Fall mit OB Kessing geklärt.
Zeichnen wir doch die traurige Geschichte der verhinderten Handball-Meisterinnen nach: Am 2. Mai gewannen die Handballerinnen ihr 24. Saisonspiel und waren damit uneinholbar auf Platz eins der Tabelle. Doch an Feiern konnte niemand denken, ein paar Tage später stand das Europokal-Finale gegen Rostov-Don an (das man dann verlor). Bis dahin freue man sich eben „nach innen“, wie es ein SG-Geschäftsführer ausdrückte. Auch beim letzten Bundesliga-Heimspiel gab es nur die Pokalübergabe.
Nach der Niederlage ärgert man sich auch nach außen
Oder haben die Spielerinnen kalte Füße bekommen? Bekanntlich spielen die Handballerinnen und die Handballer einen Teil ihrer Spiele in der EgeTrans-Arena, die eigentlich für Eishockey-Spiele gedacht ist. Der Wunsch nach einer neuen, erstligagerechten Spielhalle dürfte es nach dieser Nummer jedoch schwerer haben.