Erholung ist auch für Kommunalpolitiker wichtig. Manchem Oberbürgermeister ist das leider egal. Die unterbrechen dann kurzerhand die Sommerpause – auch aus komischen Gründen.

Region: Verena Mayer (ena)

Ludwigsburg - Was ist das Schönste an der Arbeit? – Na der Feierabend, wie jeder weiß! Was ist das Beste an der Schule? – Selbstverständlich: die Ferien! Und was ist das Famoseste am Leben? – Ganz genau: das Leben! Leider ist es allerdings so, dass viele vor lauter Arbeit oder Schule, lauter Stress und Hektik gar nicht mehr zum Leben kommen. Oder vor lauter Gemeinderat. Kornwestheim ist da ein trauriges Beispiel.

 

Kaum hatte die Sommerpause begonnen, wurde sie auch schon unterbrochen. Die Pächter des Kornwestheimer Restaurants im Kongresszentrum hatten Insolvenz angemeldet, und flugs berief die Frau Oberbürgermeisterin als Verpächterin eine Sondersitzung ihres Gemeinderats ein. Man müsse beraten, wie es weitergehe. Gut, das hätten die Kornwestheimer Kommunalpolitiker auch schon früher tun können. Das Restaurant lief schon länger nicht so, wie ein Restaurant laufen soll. Also mit viel Stress und Hektik. Und wie es weitergehen soll, ist nach der Sondersitzung auch nicht viel klarer als zuvor.

Es kann nur eine geben

Aber vielleicht hatte die oberbürgermeisterliche Unterbrechung der Pause ja einen ganzen anderen Zweck? Vielleicht wollte Ursula Keck nur mal kurz klarstellen, wer in Kornwestheim das Sagen hat? Auf keinen Fall nämlich die Restaurantpächter, die sinngemäß behaupten, die schlafmützige Verwaltung verstehe wenig vom Kongressgeschäft. Und natürlich hat auch der Bürgermeister Dietmar Allgeier nicht das Sagen, der kurz zuvor Zweifel an Kecks Autorität hatte aufkommen lassen. „Nur eine Option“, nannte er das geplante Flüchtlingsheim in Pattonville – nachdem die OB mit einem „viergeschossigen Bau mit 200 Plätzen“ die Ludwigsburger Nachbarn in Alarmstimmung versetzt hatte.

Andererseits, ist nicht Müßiggang aller Laster Anfang? Noch ein andererseits: Wie, bitteschön, soll eine Oberbürgermeisterin denn lernen, dass Sommerpausen wichtig und deshalb einzuhalten sind, wenn der Kollege in Remseck, der, mit dem man das Flüchtlingsheim in Pattonville plant, mit schlechtem Beispiel voran geht?

Schlechtes Vorbild Remseck

Tatsächlich hat auch Dirk Schönberger nichts Besseres gewusst, als seine Stadträte zusammenzutrommeln, kurz nachdem diese, beseelt vom Ausblick auf gut sechs sitzungsfreie Wochen, dem Rathaus den Rücken gekehrt hatten. Und auch er wartete mit einem Thema auf, mit dem er Monate vorher hätte aufwarten können: Remseck muss mehr Flüchtlinge aufnehmen als gedacht. Weshalb die Stadt dringend mehr Platz schaffen muss. Drei Containeranlagen, um genau zu sein.

Hätte der Oberbürgermeister die Diskussion vor Monaten geführt, als absehbar war, dass der Platz nicht reicht, hätte er wahrscheinlich eine ewig lange, sehr enervierende und womöglich auch kontroverse Diskussion führen müssen. Darüber, wo die Flüchtlinge hin sollen, darüber, wohin sie nicht sollen, und vielleicht sogar darüber, dass Flüchtlinge gar nirgends hin sollen. So jedoch, in der kurzfristig anberaumten Sondersitzung, konnte Dirk Schönberger zu den Stadträten sinngemäß sagen: „Wenn Ihr den Containern nicht zustimmt, müssen wir die Flüchtlinge in unseren Hallen einquartieren!“ Tja, schon hatte der Oberbürgermeister eine Mehrheit.

Es ist ein: Renault

Ungewöhnlich mutet vor dieser Geschäftigkeit an, dass die Pause der Ludwigsburger Räte nicht unterbrochen worden ist. Denn dort hätte es mal wirklich allen Grund dazu gegeben: Die Stadtreinigung hat am Montag ein neues Fahrzeug bekommen, einen Renault Trafic. Und zwar von 34 Unternehmern aus Ludwigsburg und Umgebung. Wobei, ein bisschen seltsam ist das schon: Vor Kurzem noch hat der Oberbürgermeister Werner Spec Stein und Bein geschworen, dass seine Stadt nicht korrupt ist! Und nun macht sie ganz ungeniert Werbung für eine Fahrschule, für exklusive Automobile und für ein Bestattungsunternehmen. Und dies auch ganz unaufgeregt. Noch hat sich zumindest kein Stadtrat wegen Übervorteilung oder Vorteilsgewährung echauffiert.

Was möglicherweise auch daran liegt, dass sich die Räte ganz entspannt dem süßen Nichtstun hingeben können.

Da sieht man mal wieder, wie wichtig das ist, das Pause machen.