Nicolas Sarkozy sollte nicht mehr um das Amt des französischen Staatspräsidenten kandidieren – auch wenn es einen Radaubruder wie ihn in Zeiten von Donald Trump, Geert Wilders oder der AfD wieder juckt.

Berlin - Frankreich braucht Dich“, tuschelte ihm seine schöne Frau ins Ohr. Damit er aufwacht. Denn er war über einem Buch eingeschlafen, das Napoleons misslungenen Russlandfeldzug nachvollzieht. In aller Bescheidenheit: Ihm wären diese Fehler nicht passiert. Und jetzt, beim Aufwachen, gleich wieder der Ruf des Schicksals. Das Ergebnis kennen wir: Der bei seinem Ausscheiden aus dem Amt so erschütternd unbeliebte Nicolas Sarkozy will es noch einmal als Staatspräsident probieren.

 
Jörg Thadeusz Foto: Markus Wächter / Waechter

Wahrscheinlich kommt kein besserer Zeitpunkt für ihn. In Amerika wühlt Donald Trump in einem wildschweinhaften Fieber die Kluft in der Gesellschaft tiefer. In den Niederlanden wirft der Rassist Geert Wilders wieder islamophobe Forderungen in das heiße Fett, an dem die Dummköpfe seines Landes so gerne schnuppern. In Deutschland sammeln sich Niedriginstinktler um den letztlich abgehängten Politgreis Gauland und die überspannte Hysterikerin Petry. Klar, dass es einen Radaubruder wie Sarkozy dann wieder juckt.

Bittgebete

Um diese Bande von Unzureichenden aufzuhalten, wünsche ich mir ein Comeback der Kontur. Wäre ich katholischer Sozialdemokrat, würde ich zwischenzeitlich immer wieder Bittgebete an den heiligen Franz richten. Nicht den Assisi-Franz oder den amtierenden Tango-Franz vom Petersplatz in Rom. Sondern Franz von Arnsberg. Den Herrn Müntefering, der mir tatsächlich fehlt. Über den „Ruf nach den Alten“ geriet ich in der Eisenbahn schon einmal mit einer jungen SPD-Abgeordneten in Streit. Die unterstellte, ich wäre von einem nostalgischen Nebel umwabert, der meine Urteilsfähigkeit trübe. Politiker meiner Generation lassen aber nun einmal diese „No-Bullshit“-Einstellung von Franz Müntefering oder meinetwegen Wolfgang Schäuble vermissen.

Da ereifert sich in einem Interview die rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende Julia Klöckner über diesen Burka-Quatsch, als würden Wahlen wirklich im Surrealen gewonnen. Sie lässt den Eindruck aufkommen, Wiesbaden sei ein Riad des Nordens, wo bald an jeder zweiten Laterne geschächtete Schafe zum Ausbluten hochgezogen werden. Mehrere Tage Burkaverbot diskutieren? Und wann besprechen wir, ob für eventuell landende Außerirdische die Rechts-vor-Links-Regel gilt? Wirklich, Julia?

Nette Menschen

Oder Heiko Maas. Der Posterboy aller Studienrätinnen, die zu Politik vor allem ganz viel fühlen. Der wittert eine günstige Ranschmeiß-Gelegenheit und macht sich mit der linksextremen Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ gemein. Eine Kapelle von Spackos, die sich bestimmt als nette Menschen beweisen, sobald sie ihren Kopf aus dem eigenen Hintern ziehen. Und nicht mehr, wie in ihrem Song „Wut“, empfehlen, man möge schön viele Steine auf Polizisten werfen. Das sind Deine neuen Freunde. Wirklich Heiko?

Oder Dietmar Bartsch von der Linkspartei. Der meint, dass wir alle in Panik gerieten wegen der Bitte des Innenministers, für den Ernstfall ein paar Dosen Ravioli in den Keller zu stellen. Wenn ein Innenminister sich mit Gruselszenarien beschäftigt, rast bei uns der Puls. Letztlich sind wir also vor allem Mündel der Regierung. So stellt ihr euch bei der Linkspartei eure Wähler vor? Wirklich, Dietmar?

Sarkozy soll nicht zurückkommen. Zumal er im Aufwachen seine Frau missverstand. Die hat ihm, begleitet von einem Küsschen, gesagt: „Nicolas, bitte wasch Dich.“

Vorschau
In unserer Ausgabe am Dienstag, 6. September , schreibt an dieser Stelle unsere Autorin Katja Bauer.