Auch sechs Wochen nach der Landung auf dem Kometen Tschurjumow-Gerassimenko suchen Forscher noch nach dem Roboter Philae. Sie vermuten, dass er zwischen zwei Felsen steckt. Sie schließen nicht aus, dass er noch einmal zum Leben erwacht.

Stuttgart - Auch fast sechs Wochen nach der Landung ist nicht klar, wo genau der Roboter Philae steckt. Aufnahmen seiner Kameras hatten eine Umgebung gezeigt, die weitgehend im Schatten liegt. Die Solarzellen empfangen daher auch nicht genug Sonnenlicht, um Strom für eine Funkverbindung zu liefern. Nun versuchen die Forscher der Europäischen Raumfahrtagentur (Esa), Philae auf den Fotos seines Mutterschiffs Rosetta zu entdecken, das um den Kometen Tschurjumow-Gerassimenko kreist.

 

Philae war am 12. November zunächst genau am anvisierten Landeplatz aufgekommen. Doch weil die Verankerung im Boden versagte, prallte der Roboter ab und schwebte im hohen Bogen etwa einen Kilometer weit, bevor er erneut aufsetzte. Er kam schließlich am Rand eines Kraters zum Stehen – an dessen äußerer Flanke. Auf den bisherigen Fotos, die Rosetta zur Erde funkte, ist zwar zu erkennen, wie Philae über dem Kometenboden schwebt. Doch es gibt noch keine Aufnahme, auf der sein endgültiger Landeplatz zu erkennen wäre. Die Esa hat aus den bisherigen Messungen ein Computermodell errechnet und vermutet, dass Philae zwischen zwei Felsformationen liegen könnte (siehe Grafik). In diesen Tagen werden neue Aufnahmen von Rosetta erwartet, auf denen man sich diese Stelle auf der Kometenoberfläche genau anschauen möchte. Es ist also möglich, dass die Forscher über Weihnachten einen ersten Fotobeweis der Landung entdecken.

Auch sonst ist alles offen. Esa-Mitarbeiter spekulieren darüber, dass Philaes Solarzellen noch genug Sonnenlicht empfangen, um die Heizung zu betreiben, damit die Instrumente an Bord nicht einfrieren. Möglich sei auch, dass sich die Situation verbessert, wenn sich der Komet weiter der Sonne nähert. Er wird erst im August 2015 den sonnennächsten Punkt seiner Flugbahn erreichen. Dann werden voraussichtlich große Mengen des Kometen verdampfen und einen Schweif bilden.

Mit einem so großen Staubkorn haben sie nicht gerechnet

Bevor es dazu kommt, wird Rosetta im Februar in nur sechs Kilometern über die Kometenoberfläche fliegen. Danach wird es wegen der zu erwartenden Fontänen zu gefährlich für die Raumsonde. Diese Vorbeiflüge bergen ebenfalls die Chance, Philae doch noch zu entdecken.

Unterdessen sind die Esa-Forscher dabei, das Datenmaterial auszuwerten, das sie von Philae erhalten haben, bis dessen Akkus nach zweieinhalb Tagen zur Neige gegangen waren. In vielen Fällen ist man sich noch nicht sicher, wie die Daten zu interpretieren sind. So hat das Gerät mit dem Namen Ptolemy mehrfach Material eingesaugt und chemisch untersucht. Dabei ist viel Wasser entdeckt worden, hinzu kommen mal mehr, mal weniger organische Substanzen. In anderen Fällen stießen die Forscher auf unerwartete Phänomene: Das Instrument Midas sollte zum Beispiel Staub einfangen und mit einer feinen Nadel dessen Oberfläche abrastern. Doch das Gerät fing offenbar ein einziges riesiges Staubkorn ein. Es ist zwar nur 0,01 Millimeter groß, doch das genügt, um der Nadel im Weg zu stehen.

Sollte Philae wieder aufwachen, versichern die Forscher, hätten sie schon einige Pläne, was der Roboter als nächstes untersuchen kann.