Die Schule tut nach der versuchten Entführung der Schülerin gut daran, mit Bedacht über Konsequenzen aus dem Fall zu reden. Denn sonst hätte die Tat noch mehr Schaden angerichtet, sagt StZ-Redakteur Kai Müller.

Stuttgart/Nürtingen - Ein Unbekannter greift sich eine 15-Jährige auf der Schultoilette und will sie verschleppen. Das ist ein Albtraum, zunächst für das betroffene Mädchen, am Ende aber auch für Lehrer, Eltern und Schüler des Max-Planck-Gymnasiums. Obwohl die Tat an sich glimpflich ausging, sind die Folgen für die Schülerin und die gesamte Schulgemeinschaft erheblich. Vor allem manche Eltern dürften jetzt daran zweifeln, dass ihre Kinder in der Schule sicher sind. Doch selbst wenn man rund um die Uhr einen Wachdienst an die Pforte setzte: Die absolute Sicherheit gibt es nicht; es hat sie nie gegeben. Und es wäre auch nicht erstrebenswert, Einlasskontrollen nach amerikanischem Vorbild zu installieren. Der Verlust an Freiheit wöge schwerer. Die Schule ist schließlich auch ein Ort des Austausches, und dieser Gedanke ist zuletzt immer mehr gefördert worden.

 

Doch was ist zu tun? Zunächst ist eine sachliche Analyse angebracht. Da sich der Vorfall während des Unterrichts ereignete, ist anzunehmen, dass kaum jemand auf den Schulfluren war. Ergo gab es auch niemanden, der eingreifen konnte. Trotzdem lohnt es sich, immer genau hinzuschauen. Fremde Besucher fallen gerade in einer Schule auf. Sie zu fragen, weswegen sie im Gebäude sind, kann als kleiner Akt der Zivilcourage viel bewirken: Wer Böses im Schilde führt, aber bereits vor der Tat angesprochen wird, dürfte seinen Plan kaum noch weiterverfolgen. In manchen Schulen ist es auch Usus, dass die Schüler nie allein auf die Toilette gehen. Auch das gibt allen Beteiligten ein kleines Mehr an Sicherheitsgefühl. Die Schule tut jedenfalls gut daran, mit Bedacht über Konsequenzen aus dem Fall zu reden. Denn sonst hätte die Tat noch mehr Schaden angerichtet.