Den Eklat bei der Wahl sollte die Kammer als Warnschuss betrachten und mehr Transparenz wagen, meint Ulrich Schreyer

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Über Geld spricht man nicht, man hat welches oder auch nicht – eine solche Devise mag für Privatleute noch immer richtig sein. Im Wirtschaftsleben aber ist dies schon seit geraumer Zeit anders: Die Öffentlichkeit erfährt durchaus, was die Topmanager der deutschen Konzerne verdienen. Das Gehalt von Daimler-Chef Dieter Zetsche ist ebenso wenig ein Geheimnis wie das Salär des VW-Vorstandsvorsitzenden Matthias Müller.

 

Doch bei den Kammern ist dies anders. Dass es bei der Wahl des Hauptgeschäftsführers zu einem Eklat kam, hat zwar nicht direkt mit der Geheimniskrämerei um dessen Gehalt zu tun – gleichwohl aber sollte die Kammer die geplatzte Wahl als Warnschuss betrachten. Ohne Not wird auch ein Geheimnis daraus, wer in der Findungskommission saß. Dass die Namen von Bewerbern nicht auf dem Marktplatz gehandelt werden, ist verständlich – unverständlich aber ist, dass nicht gesagt wird, wer den einzig verbliebenen Kandidaten ausgewählt hat. Auch hier heißt es für die beitragspflichtigen Mitglieder „nichts Genaues weiß man nicht“.

Großer Sprung beim Gehalt

Was man dagegen genau weiß ist, dass Schmalzl, sollte er doch noch gewählt werden, beim Gehalt einen großen Sprung nach vorne machen wird: Zusammen verdienen der Hauptgeschäftsführer und seine beiden Stellvertreter 747 000 Euro, pro Kopf also 249 000 Euro, und klar ist, dass der Spitzenmann mehr verdient als die Stellvertreter. Verantwortlich ist der Hauptgeschäftsführer für rund 350 Mitarbeiter. Als Regierungspräsident von Nordwürttemberg war Schmalzl für etwa 2700 Beschäftigte verantwortlich, das Gehalt des aktuellen Regierungspräsidenten gibt der Bund der Steuerzahler mit exakt 10 138 Euro an. Nun mag man Schmalzl das höhere Einkommen durchaus gönnen. Und man kann auch Verständnis dafür haben, dass der Hauptgeschäftsführer ähnlich viel verdient wie der Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens. Nur: Eine Kammer ist kein Familienunternehmen. Der Wechsel an der Spitze sollte deshalb zum Anlass genommen werden, den Mitgliedern endlich zu sagen, wie viel ihre obersten Angestellten verdienen.