Das IOC fordert vor den Olympischen Spielen in Rio von seinen Fachverbänden, russische und kenianische Sportler erst nach individuellen Tests zuzulassen. Unser Redakteur Jochen Klingovsky hat eine klare Meinung dazu!

Stuttgart - Der Druck durch die sauberen Athleten ist so hoch und die Beweislast so erdrückend, dass selbst das Internationale Olympische Komitee (IOC) nicht länger untätig bleiben konnte. Die Herren der Ringe haben ein Zeichen gegen Doping gesetzt: An den Olympischen Spielen dürfen Athleten aus Russland und Kenia erst nach Prüfung durch die internationalen Fachverbände teilnehmen – weil große Zweifel bestehen, dass sie sauber sind. Nun haben alle Funktionäre (auch solche aus Doping-Sportarten wie Schwimmen, Gewichtheben oder Ringen) die Pflicht, Russen und Kenianer allein deshalb auszuschließen, weil sie aus Ländern kommen, in denen systematisch gedopt wird oder es keine Anti-Doping-Agentur gibt. Damit ignoriert das IOC zwar großzügig, dass auch anderswo eingeworfen wird, was der Arzneimittelschrank hergibt – aber es lässt den Worten („Saubere Athleten müssen geschützt werden“) endlich Taten folgen. Zumindest auf dem Papier. Denn was die neue Regelung wert ist, zeigt sich erst, wenn die Startfelder für Rio stehen. Bis dahin ist es kein Fehler, skeptisch zu bleiben.

 

Das zeigt auch der Umgang des IOC mit der Leichtathletik. Der Weltverband IAAF hat einen Bann über die Russen verhängt, aber (vermeintlich) sauberen Athleten ein Hintertürchen geöffnet. Dieses hat das IOC nun weiter aufgestoßen: Wenn russische Werfer, Springer und Läufer beweisen können, nicht Teil des Dopingsystems in ihrem Land gewesen zu sein, winkt ihnen eine Ausnahmegenehmigung – und sie dürften sogar unter russischer Flagge starten. In Russland geht man davon aus, dass 80 Athleten für diesen Sonderstatus in Frage kommen. Sollten sie alle in Rio dabei sein, wäre dies ein fatales Signal an jeden, der tatsächlich für einen sauberen Sport kämpft.

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