Das Daimler-Management verunsichert die Mitarbeiter mit vagen Ankündigungen zu den geplanten Einsparungen, meint StZ-Redakteur Harry Pretzlaff.

Stuttgart - Wie schnell sich das Bild ändern kann. Im Februar schien das Daimler-Management nach den Sternen greifen zu wollen. Der Autokonzern blickte auf ein Rekordjahr zurück, und Vorstandschef Dieter Zetsche verkündete bei der Vorlage exzellenter Bilanzzahlen selbstbewusst und ehrgeizig, dass noch Luft nach oben sei. Heute ist die Luft raus, und es steht in den Sternen, wie es mit Mercedes-Benz weitergeht.

 

Gewiss ist es keine Katastrophe, wenn der Stuttgarter Autokonzern in diesem Jahr weniger Gewinn als im Vorjahr schaffen wird. Auch ein Ergebnis von acht Milliarden Euro kann sich durchaus sehen lassen. Dies umso mehr in Zeiten, in denen andere Autobauer Werke schließen müssen oder wie Peugeot in größter Not den Staat um Hilfe bitten muss.

Dennoch wäre es zu einfach, für diese Korrektur nur die konjunkturelle Eintrübung oder den Lebenszyklus von Modellen verantwortlich zu machen. Denn hierin zeigen sich auch handwerkliche Mängel des Managements. Die hohe Kunst des Generationswechsels liegt in der Autoindustrie gerade darin, den Modellkalender so zu takten, dass in der Summe nicht nur der Absatz, sondern auch der Gewinn stetig wächst. Bei Daimler gehen jedoch die aktuelle S-Klasse und die C-Klasse im nächsten und im übernächsten Jahr mit nur wenig Abstand auf die letzte Etappe, und es wird auch noch die E-Klasse überarbeitet.

Zudem schaffen die Ankündigungen des Managements wieder einmal große Verunsicherung unter den Mitarbeitern. Zunächst orakelt Vorstandschef Zetsche über ein Sparprogramm, lässt Dimension und Inhalt aber offen, was wilde Spekulationen auslöst. Dann kündigt Finanzvorstand Bodo Uebber nebulös an, dass zusätzliche längerfristige Maßnahmen geprüft würden. All dies dürfte die Mannschaft nicht gerade zu Höchstleistungen motivieren. Diese sind jedoch bei einem Autobauer erforderlich, der den Anspruch hat, stets das Beste anzubieten.