Fachleute wollen eine Bausünde am Nürtinger Neckar verhindern. Noch sind Korrekturen möglich. Um den Bebauungsplan zu ändern, müssten die Befürworter des geplanten Wohnparks Wörth aber über ihren Schatten springen.

Nürtingen - Gegen die geplante Wohnbebauung am Neckar hat eine Bürgerinitiative 3000 Unterschriften im Nürtinger Rathaus eingereicht. Es laufen im Landtag drei Petitionen gegen den umstrittenen Wohnpark Wörth. Und nun versieht auch der Gestaltungsbeirat der Stadt Nürtingen das Projekt mit der Note „mangelhaft“. Die Proteste der Initiative Forum Wörth, die eine nur einreihige Bebauung fordert, haben die Verwaltung und die Mehrheit des Gemeinderats weitgehend ignoriert. Die Kritik des Gestaltungsbeirats als „oberflächlich“ zu bezeichnen, wie dies der Technische Beigeordnete Andreas Erwerle nun tut, passt in dieses Bild.

 

Hier geht es nicht um Kosmetik, sondern um schwerwiegende Bedenken. Noch ist das Kind nicht in den Brunnen gefallen, sagt der Gestaltungsbeirat zu Recht. Umso notwendiger wäre es, das Thema erneut auf die politische Agenda zu setzen, um noch einmal über Alternativen nachzudenken. Den bereits gefassten Beschluss zu hinterfragen, wäre kein Gesichtsverlust für die Befürworter der bisherigen Planung. Die Stadträte würden vielmehr Verantwortung für die Stadt zeigen, die aus Expertensicht dabei ist, sich am Neckar auf Jahrzehnte hinaus Chancen zu verbauen.

Die Verwaltung verteidigt den Wohnpark Wörth mit dem Hinweis auf das Wettbewerbsverfahren 2007 und die Entscheidung der Jury, in der damals neben Stadträten auch Fachleute vertreten waren. Dies allein rechtfertigt ein stures Festhalten am Projekt aber nicht. Bieten sich bessere städtebauliche Lösungen an, sollten diese selbst in einem späten Planungsstadium noch ernsthaft in Erwägung gezogen werden. Die sensible Stelle am Neckar erfordert dies, wenngleich es freilich Überwindung kostet, ein mühselig geschnürtes Paket nun wieder aufzuschnüren.