Die Bahn verwirrt mit unterschiedlichen Aussagen zum Zeitverzug beim Projekt Stuttgart 21. Die baulichen und finanziellen Probleme werden aber nicht weniger, indem man sie leugnet, findet StZ-Redakteur Thomas Braun.

Stuttgart - Ein so komplexes und milliardenschweres Projekt wie Stuttgart 21 könne nur dann gelingen, wenn alle Projektpartner an einem Strang zögen. Das hat der Bahn-Vorstand Volker Kefer im vergangenen Jahr angemahnt. Nun stellt sich aber zunehmend heraus, dass allein in seinem Konzern die rechte Hand oft nicht weiß, was die linke tut. Da behauptet der einst von Bahn-Chef Rüdiger Grube installierte Projektsprecher Wolfgang Dietrich unverdrossen, am Zeitplan für den Bau des Tiefbahnhofs werde sich auch durch das nötig gewordene neue Planfeststellungsverfahren für die üppige Grundwasserentnahme rein gar nichts ändern – es gehe also wie geplant im Januar 2013 los.

 

Gleichzeitig räumen aber Bahn-Vertreter gegenüber dem Eisenbahn-Bundesamt und dem Verkehrsministerium ein, vor Januar 2014 könne man gar nicht loslegen. Dietrichs wiederholt zu Tage getretener kreativer Umgang mit der Wahrheit verärgert die Bürger. Schwer irritiert sind nun aber auch jene Projektpartner, die sich stets für S 21 eingesetzt haben. Manche werfen gar die Frage nach der Eignung des Unternehmers als S-21-Sprachrohr auf.

Dass in den nächsten einhalb Jahren die Bagger im Schlossgarten anrücken, glauben nicht einmal mehr die Bahningenieure. Schwerer wiegt, dass die technische Machbarkeit des Projekts insgesamt durch die schwierige Grundwasserthematik infrage gestellt wird. Zudem muss die finanzielle Auswirkung des Zeitverzugs zu denken geben. Die Bahn und ihre Partner müssen schnellstmöglich und glaubwürdig darlegen, ob und gegebenenfalls wie das Projekt noch zu wirtschaftlichen Konditionen auf die Gleise gesetzt werden kann. Andernfalls droht dem Steuerzahler ein Fiasko.