Gymnasien sind bei der Hälfte der Stuttgarter Fünftklässler Favorit. Trotzdem sollten Realschulen nicht aus dem Blick verloren werden. Sie brauchen Kultusministerin Susanne Eisenmanns Hilfe, schreibt Barbara Czimmer-Gauß in ihrem Kommentar.

Stuttgart - Die Eltern haben gewählt, das Ergebnis überrascht nicht: Von rund 2200 Stuttgarter Grundschulabgängern wird erwartet, dass sie einmal Abitur machen. Der Trend zu 13 Schuljahren hält an, der Druck auf Schüler nimmt ab: Statt immer schneller und gleichzeitig mit noch mehr Meriten wie Doppelabi, fachspezifischen Zertifikaten und Sprachauslandsaufenthalten die Schule zu beenden, schalten die Eltern offenbar einen Gang zurück. Kommt jetzt mehr Gelassenheit in die Schule?

 

Schon tauchen neue Probleme auf: Wo Werkrealschulen abgewickelt werden, bevorzugt der Großteil der Eltern die Realschule. Sie wird den 1000 neuen Fünftklässlern im Jahr 2020 erstmals auch eine Hauptschulabschlussprüfung anbieten. Selbst wenn das die Diskussion um das Niveau wieder anfachen wird – die größere Sorge dürften andere Erwartungen bereiten: Integration, Inklusion, individuelle Förderung und dass Wiederholer, Rückkehrer vom Gymnasium und unauffällige Schüler in dieselbe Spur kommen – bei deutlich schlechterer Deputatsausstattung als an den Gemeinschaftsschulen. Die Ruhe, die nach den Gefechten um neue Schultypen endlich wieder eingekehrt war, ist mehr als trügerisch.

Susanne Eisenmann, bis vor Kurzem Schulbürgermeisterin der Stadt, kennt die Nöte der Schulen. Die Hoffnung, dass sie Verbesserungen bewirken kann als frisch gekürte Kultusministerin der baden-württembergischen Landesregierung, ist daher groß.

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