Der CDU-Bewerber für die OB-Wahl, Andreas Renner, ist noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Ein Kommentar von StZ-Redakteur Thomas Braun.

Stuttgart - Er wolle nun „aufrecht in die letzte Runde gehen“, sagte der OB-Bewerber Andreas Renner, nachdem die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen ihn wegen Titelmissbrauchs noch rechtzeitig vor dem CDU-Wahlparteitag am Samstag zu den Akten gelegt hatte. Kein Zweifel: Renner ist angeschlagen, seine persönliche Integrität in Frage gestellt, und das ist nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Die CDU-interne Auseinandersetzung erinnere ihn doch sehr an jene, die in der Partei 2004 um die Nachfolge des damaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel entbrannt war. sagt er. Seinerzeit hatten sich die Anhänger Günther Oettingers und Annette Schavans im Hintergrund eine regelrechte Schlammschlacht um die Macht geliefert – am Ende gewann Oettinger.

 

Acht Jahre später stehen sich der Oettinger-Zögling Renner und der von Schavan geschätzte Sebastian Turner im Kampf um die OB-Kandidatur in Stuttgart gegenüber, und wieder werden die Messer gewetzt. Wenn es um die Macht geht, werden aus Parteifreunden schnell Todfeinde.

Andreas Renner blieb nichts anderes übrig, als die Geldauflage der Staatsanwaltschaft zu akzeptieren, wenn er weiter seine Chance auf die OB-Kandidatur wahren wollte. Er muss nun darauf hoffen, dass ihm die Parteimitglieder den Fauxpas nachsehen. Sie haben am Samstag die Qual der Wahl zwischen dem in der kommunalpolitischen Praxis unbedarften parteilosen Unternehmer Turner und dem erfahrenen Parteigewächs Renner, dem der Makel des Titelmissbrauchs anhaftet. Doch noch ist Renner nicht k. o.: Wie beim Boxen kann ein gut gesetzter Schlag – sprich eine fulminante Rede – das Blatt wenden.