Wenn Autofahrer Behindertenparkplätze zuparken, handeln sie rücksichtlos. Die Folgen ihres Handelns bekommen bisher vor allem die falschen zu spüren, die Menschen mit Behinderung, meint unsere Autorin Viola Volland.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Fast 7000 Autofahrer sind im vergangenen Jahr verwarnt worden, weil sie auf einem Behindertenparkplatz ihr Auto abgestellt haben. Und das ist sogar nur die Spitze des Eisbergs, schließlich wird immer nur eine Minderheit erwischt. Die Empörung des Behindertenbeauftragten über diese Rücksichtslosigkeit ist absolut gerechtfertigt.

 

Man muss sich das mal vor Augen führen: Menschen, deren Beine sie problemlos überall hintragen würden, sind zu faul, ein paar Schritte zu laufen. Ihre Bequemlichkeit geht zulasten der (Bewegungs-)Freiheit ausgerechnet der Mitbürger, die körperlich besonders schwer behindert sind. Die falsch parkenden Autofahrer verhalten sich nicht nur gedankenlos, sondern im wahrsten Sinne des Wortes asozial.

Die Folgen sind nur für die behinderten Menschen spürbar

Dass die meisten eben „nur kurz“ dort stehen, macht das Ganze nicht besser. Die betroffenen behinderten Menschen wissen schließlich nicht, wie lange jemand irgendwo parkt – und können auch nicht aussteigen und in der Bank, der Apotheke oder Arztpraxis herumfragen, ob der Behindertenparkplatz vielleicht gleich wieder frei wird. Genauso wenig können sie auf einen anderen Parkplatz ausweichen. Für sie kommt an dem Ort nur dieser eine Parkplatz infrage. Ist ein Behindertenparkplatz besetzt, dann kann das für sie weitreichende Folgen haben: Dann platzt vielleicht der wichtige Arzttermin. Oder das Gespräch mit dem Bankberater. Oder der Konzertbesuch, auf den man sich schon wochenlang gefreut hat.

Härtere Strafen als die 35 Euro Verwarngeld, die momentan anfallen, wären sicherlich wünschenswert – allerdings müsste dafür der Bund tätig werden, was unwahrscheinlich ist. Die Stadt könnte lediglich mehr abschleppen lassen. Die Verkehrsüberwachung glaubt allerdings nicht, dass den Fünfminutenparkern damit beizukommen ist, weil der ganze Prozess zu lange dauere. Wirklich wissen tut man das allerdings erst, wenn man es ausprobiert hat. Einen Versuch ist es wert.