Der Ausflug von Bosch in die Fotovoltaik ist vorbei: die Tochter Aleo Solar wird an asiatische Investoren verkauft. Die Mitarbeiter, die ihren Job verlieren, sind auch ein Opfer der Politik, meint Werner Ludwig.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Als Bosch 2008 in großem Stil in die Fotovoltaik einstieg, wurde das von vielen als strategisch richtiger Schachzug gewertet. Ein stärkeres Engagement im Bereich Erneuerbare Energien schien gut geeignet, um die hohe Abhängigkeit des Unternehmens vom Automobilgeschäft zu verringern und in neue Wachstumsmärkte vorzudringen. Das Wachstum in der Solarstrombranche entpuppte sich allerdings als gewaltiges Strohfeuer, das durch die milliardenschwere Ökostromförderung angefacht wurde. Die Produzenten von Fotovoltaikanlagen investierten kräftig in größere Fertigungskapazitäten, aber häufig zu wenig in Forschung. Das erleichterte der rasch wachsenden Konkurrenz aus Asien zusätzlich das Geschäft. Hinzu kam die unumgängliche Kürzung der Subventionen. Sie traf die jahrelang von der Politik gepäppelte Branche besonders hart.

 

Auch Bosch hat die Entwicklung falsch eingeschätzt. Dem Absturz nach der großen Solar-Party konnte sich auch der finanzstarke Konzern aus Stuttgart nicht entziehen. Bosch bewies zwar einen längeren Atem als viele Wettbewerber, doch auf Dauer kann sich auch ein Stiftungsunternehmen derartige Verluste nicht leisten. Bosch muss viele Milliarden in neue Antriebstechnologien investieren und gleichzeitig die alten weiterentwickeln, die noch viele Jahre lang parallel zu Elektro-, Hybrid- oder Brennstoffzellenantrieben fortbestehen werden. Auch die zunehmende Vernetzung in Alltag und Verkehr erfordert hohe Forschungsausgaben. Und nicht jedes neue Produkt setzt sich am Ende auch durch. „Scheitern gehört zur Innovationskultur“, sagte Bosch-Chef Volkmar Denner im Interview mit der Stuttgarter Zeitung.

Ob das auch die Mitarbeiter von Aleo so sehen? Bosch bekräftigt zwar, auch in diesem Fall alles für den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze getan zu haben. Immerhin nehmen die Stuttgart zusätzliches Geld in die Hand, um den Deal mit den neuen Investoren abzuwickeln. Doch im Vergleich zum Verkauf von Bosch Solar Energy im November letzten Jahres verlangt der Ausstieg bei Aleo den Beschäftigten deutlich größere Opfer ab. Unter dem Strich müssen fast drei Viertel der Belegschaft gehen. Dass Aleo „nur“ eine Tochter ist, dürfte kaum jemanden trösten, denn Bosch hat dort mit einem Anteil von mehr als 90 Prozent das alleinige Sagen.