Daimler macht Werbung für E-Mobilität, aber auch für seinen Smart. Dabei hilft der Steuerzahler. Die Wettbewerber ärgern sich zu Recht, meint StZ-Redakteur Jörg Nauke.

Stuttgart - Die Region Stuttgart soll für Daimler zum weltweit größten Schaufenster der Elektromobilität werden. Das hat der Vorstandschef Dieter Zetsche angekündigt. Das ist erfreulich, eint doch die um Arbeitsplätze und Gewerbesteuer besorgten Bürger in Stuttgart und Umgebung die Hoffnung, dass der größte Arbeitgeber die Kurve bei alternativen Antriebsformen bekommt.

 

Gewöhnlich präsentiert der Konzern seine Neuwagen dem potenziellen Käufer mit aufwendigen, gleichwohl eigenfinanzierten Marketingaktionen. Das Geld für Promiauftritte kann er sich beim Elektro-Smart sparen. Der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann rührt gerne die Werbetrommel. So kann er einmal mehr für seinen Ausspruch, je weniger Autos es gebe, desto besser, Abbitte leisten. Und die Stadt Stuttgart hilft mit Barem: Unter dem Deckmantel der Förderung nachhaltiger Mobilität finanziert sie die Werbefahrten der emissionsreduzierten Car2go-Leihwagenflotte mit, indem sie die 300 Elektrokleinwagen kostenlos auf ihren eh schon zu wenigen Stellplätzen parken lässt. Das spart Daimler 380 000 Euro, die in der Stadt an anderer Stelle fehlen.

Nichts gegen Carsharing: Dieses Angebot hilft, die Blechflut in der Stadt einzudämmen. Das aber vor allem auf Kurzstrecken und Kurzzeit ausgerichtete Daimler-Modell erscheint anders als etwa Stadtmobil oder Flinkster keine Ergänzung zum Radverleihsystem und dem Öffentlichen Nahverkehr zu sein, sondern eine unnötige Konkurrenz – und eine Wettbewerbsverzerrung im Carsharing-Bereich. Die Mitbewerber ärgern sich zurecht über diese offensichtliche Vorzugsbehandlung von Daimler. Ihnen zeigte die Stadt bei Anfragen nach Parkplätzen die kalte Schulter, obwohl sie dafür Miete bezahlen würden. Das muss sich nun wirklich ändern.