Brasilien, Indien, Russland und China gelten als wichtige Zukunftsmärkte. Doch derzeit trüben sich aus verschiedenen Gründen die Perspektiven ein, meint StZ-Wirtschaftsredakteur Harry Pretzlaff.

Stuttgart - Es ist noch nicht lange her, da ruhten große Hoffnungen der deutschen Automobilhersteller auf dem Kürzel Bric, das für die Anfangsbuchstaben der Länder Brasilien, Russland, Indien und China steht. Ein wachsender Wohlstand in diesen aufstrebenden Ländern sollte das Geschäft der PS-Branche kräftig ankurbeln, der Weg von Absatzrekord zu Absatzrekord schien garantiert. Doch derzeit lässt die Schubkraft dieser Zukunftsmärkte nach, und es könnte sein, dass sich die Autobauer bald auf kräftigen Gegenwind einstellen müssen.

 

In Indien und Brasilien läuft die Autokonjunktur eher mau. In Russland ist der Absatz in diesem Jahr bereits abgesackt, und Gedankenspiele, wonach die russischen Einfuhrbeschränkungen auch auf Fahrzeuge ausgedehnt werden könnten, zeigen: die Perspektiven auf diesem wichtigen Markt verdüstern sich weiter. Zwar bekräftigt der VW-Konzern tapfer, dass das Unternehmen trotz der Zuspitzung der politischen Krise weiter an seinen Expansionsplänen in Russland festhalte, aber dabei handelt es sich wohl eher um ein mutmachendes Pfeifen im Walde.

Viel wichtiger als Russland ist jedoch die weitere Entwicklung in China, weil dieser Markt ein viel größeres Gewicht hat. Bis jetzt brummt dort das Geschäft der deutschen Autobauer, und insbesondere die großen Premiumhersteller Audi, BMW und Mercedes-Benz berichten Monat für Monat über neue Spitzenergebnisse auf dem mittlerweile größten Automarkt der Welt.

Doch zugleich gibt es irritierende Vorwürfe der chinesischen Kartellbehörde, wonach deutsche Autobauer Kunden im roten Riesenreich über den Tisch gezogen haben und zu viel Geld für Ersatzteile oder Neuwagen verlangt haben sollen. Und mancher chinesische Kunde könnte es als Schuldeingeständnis werten, dass deutsche Anbieter als Reaktion auf die Vorwürfe die Preise kräftig gesenkt haben. All dies ist nicht gut für das Image und könnte über kurz oder lang den Absatz und den Gewinn bremsen. Bisher orderten chinesische Kunden gerne etwas teurere Wagen mit umfangreicher Sonderausstattung. Die Ermittlungen der Kartellbehörden könnten nun dazu führen, dass auch die Chinesen stärker auf den Preis schauen.