Japan hofft auf Prestige und auf ein Erstarken nationalistischer Ideale. Der Welt soll verkauft werden, dass die Auswirkungen von Fukushima nicht mehr gefährlich sind, meint StZ-Autorin Sonja Blaschke.

Stttgart - Die Vergabe der Olympischen Spiele 2020 an Tokio bedeutet für die japanische Regierung den Sieg ihrer Propagandamaschine. Sie hat der Welt erfolgreich verkauft, dass man in Tokio keine Angst vor Radioaktivität haben müsse und dass Japan die Lage in Fukushima bis 2020 unter Kontrolle habe. Dabei wird die Stilllegung bis 2040 dauern, und der haarigste Teil – die Entnahme der Brennstäbe aus dem Abklingbecken von Reaktor 4 – hat nicht einmal begonnen.

 

Für die regierenden Liberaldemokraten geht es um die weltweite Aufmerksamkeit, einen Prestigeschub und ein um geschätzt 0,5 Prozentpunkte steigendes Bruttosozialprodukt. Sie hoffen über die Hintertür der Olympiade, ihren nationalistischen Zielen Vorschub zu leisten – wie sie es bereits 1964 geschafft hatten, so der Anthropologe Christoph Tagsold von der Universität Düsseldorf: „Subtile Politik half den herrschenden Konservativen in Japan, Kernsymbole des Nationalismus wiederzubeleben, wiederanzuwenden und sogar neu zu erfinden.“ Gemeint sind Japans heutige Nationalflagge, die Nationalhymne und das Militär. Sie waren damals, keine 20 Jahre nach Kriegsende, umstritten. Doch nach der Olympiade nicht mehr. Premier Abe hat kurz nach seinem Amtsantritt zum ersten Mal seit elf Jahren die Militärausgaben erhöht. Seine Marschrichtung ist klar.