Wegen des Baus zweier neuer Stadtbahntunnel für Stuttgart 21 läuft die Bahn Gefahr, dass Kosten und Zeitplan aus dem Ruder laufen, meint Markus Heffner.

Stuttgart - Es bleibt dabei: das Bahnprojekt Stuttgart 21 ist aufs Äußerste angespannt, sowohl unter finanziellen Gesichtspunkten als auch im Hinblick auf den vorgegebenen Zeitplan. An dieser Situation haben auch die mehrfach geänderten Zielvorgaben, etwa die jüngst auch offiziell um ein Jahr nach hinten verschobene Inbetriebnahme Ende 2020, nichts geändert.

 

Nun steht dem umstrittenen Projekt bereits die nächste Verzögerung ins Haus, deren Folgen sich erst noch zeigen werden. Sowohl die Verlegung des Stadtbahntunnels an der Heilbronner Straße als auch die Neuordnung des Schienenabschnitts an der Willy-Brandt-Straße samt Verschiebung der Haltestelle Staatsgalerie beginnen einige Monate später als geplant. Erneut war die Vorgabe der Bahn offenbar zu ehrgeizig angesetzt, was verwundert, weil ihr als Beteiligte die Abläufe und Zeitfenster bekannt sind.

Die Arbeiten selbst werden auf Wunsch der tunnelbauerprobten Straßenbahnen, deren Ingenieure die Planung für ihre Bedürfnisse optimiert haben, unter ihrer Leitung vorgenommen. Den SSB geht es dabei nach eigenen Angaben darum, dass die Arbeiten in gewünschter Qualität ausgeführt werden und ihr Fahrbetrieb gesichert bleibt. Kompliziert wird das komplexe Unterfangen auch deshalb, weil die Maßnahmen von SSB und Bahn an vielen Stellen ineinandergreifen. So liegen die Röhren von Stadt- und Fernbahn zum Teil direkt übereinander, weshalb die gleichen Baugruben genutzt werden. Dann kann die Bahn ihre Anschlusstrassen für den Tiefbahnhof nur durchziehen, wenn zuvor die alte Gleise und Tunnel zur Seite geräumt wurden. Die neuen Röhren wiederum lassen sich von den SSB aber erst dann in 23 Meter Tiefe durch den Kriegsberg verlegen, wenn die Grundwasseranlage der Bahn in Betrieb genommen worden ist, weil damit vielleicht anfallendes Wasser gereinigt werden muss.

Die vielen Abhängigkeiten wurden von den Planern detailliert festgeschrieben, Puffer gibt es dabei kaum. Verzögert sich eine Maßnahme, gerät schnell der gesamte Zeitplan durcheinander, was teuer würde. Ohnehin sind die veranschlagten Kosten von 132 Millionen Euro schon jetzt recht optimistisch kalkuliert, was auch den SSB-Planern bewusst ist. Fallen die erwarteten Mehrkosten an, müssten diese aus dem nur noch spärlich gefüllten Risikofonds gedeckt werden. Zur Entspannung der Situation würde das kaum beitragen.