Die neue TV-Norm DVB-T2 für das Antennenfernsehen bringt künftig mehr Programme. Das ist gut, aber die Verbraucher zahlen dafür extra. Auch darüber sollten die Sender besser aufklären, meint Thomas Wüpper.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Stuttgart - Schon gehört? Das kostengünstige DVB-T-Signal wird in vielen Regionen Ende März 2017 abgeschaltet. Damit bleibt das TV-Gerät künftig schwarz, wenn keine neuen Empfänger gekauft werden. Keine Panik: Wer seine Programme per Satellit, Kabel oder Internet empfängt, ist nicht betroffen. Doch fast jeder fünfte Haushalt nutzt auch den praktischen Empfang per Zimmer- oder Hausantenne, oft bei den Zweitgeräten, gerne auch mobil oder in der Gartenlaube.

 

Es wird höchste Zeit, dass die Verbraucher über die nahende Abschaltung und Umstellung umfassend und objektiv informiert werden. Das passiert nun reichlich spät, auch weil über DVB-T2 hinter den Kulissen lange gestritten wurde. Herausgekommen ist ein Kompromiss, der Zuschauer einiges Geld kostet, die Berge von Elektroschrott vergrößert und den Geräteherstellern und privaten TV-Anbietern lukrative Zusatzgeschäfte beschert.

Positiv ist aber, dass das Antennen-TV als kostengünstiger Empfangsweg erhalten bleibt und durch die neue Sendenorm mehr Programme in besserer Qualität übertragen werden können. Wer DVB-T als Ersatz zum teuren Kabelanschluss nutzt, kann nun vielerorts fast doppelt so viele Sender empfangen. Allerdings muss man dafür zwingend neue Empfangsboxen kaufen.

Jedem bleibt freigestellt, ob er für das Privatfernsehen extra zahlt

Ob man für Privatsender künftig extra bezahlt, bleibt dagegen jedem freigestellt. Pro7, RTL, Sat 1 & Co. nutzen den Umstieg dazu, erstmals ihre Programme auf einem wichtigen Übertragungsweg nur noch gegen Extrazahlung zu verbreiten. Das ist eine Zeitenwende, denn per Satellit, Kabel und DVB-T sind die privaten Programme zumindest in Standard-Bildqualität bisher noch ohne Zusatzkosten empfangbar.

Aber auch bei Satellit und Kabel steht die komplette Umstellung auf HD-Sendenormen in einigen Jahren bevor. Die Privaten werden diesen Umstieg ebenfalls nutzen, um die kostenlose Verbreitung einzustellen. Ob das Kalkül aufgeht und Zuschauer für stark werbelastige Programme auch noch extra bezahlen, wird sich zeigen.

ARD, ZDF & Co. jedenfalls sollen dauerhaft ohne Zusatzkosten auf allen Wegen frei empfangbar bleiben. Dafür erhalten sie ja auch jedes Jahr mehrere Milliarden Euro Fernsehgebühren von den Zuschauern.