Der Autobauer Daimler will mit den Betriebsräten in Sindelfingen über die Elektrostrategie des Konzerns sprechen. Dabei gibt es eine zentrale Frage zu klären, kommentiert Wirtschaftsredakteurin Anne Guhlich.

Chefredaktion: Anne Guhlich (agu)

Stuttgart - Dass der Autobauer Daimler mit den Betriebsräten in Sindelfingen und in Bremen darüber sprechen will, wie die Standorte künftig an der Elektrostrategie des Konzerns beteiligt werden können, ist für die Beschäftigten ein positives Signal. Klar: eine Absichtserklärung ist keine Betriebsvereinbarung. Aber das Papier lässt immerhin erkennen, in welche Richtung sich Daimler bei der Frage nach der Produktion seiner E-Autos bewegt.

 

Der Konzern will die elektrifizierte Produktfamilie, die unter der Marke EQ laufen soll, nicht zentral an einem Standort bündeln, sondern dort integrieren, wo es aus produktionstechnischer Sicht sinnvoll ist. Für die Mitarbeiter, die heute an verschiedenen Standorten Autos mit Verbrennungsmotoren fertigen, ist das freilich eine wichtige Botschaft. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass der Punkt, wer für den Aufbau der neuen Elektromodelle zuständig sein wird, nur ein Aspekt ist.

Auswirkungen auch auf die Zulieferer

Zentral wird daneben die Frage sein: Woher kommen künftig die Elektromotoren? Bislang fertigt Daimler diese nicht selbst, sondern bezieht sie von EM-motive, dem Gemeinschaftsunternehmen von Bosch und Daimler. Wie also wird die Zukunft der Mitarbeiter in Untertürkheim aussehen, die Produkte fertigen, die in Elektrofahrzeugen gar nicht benötigt werden? Eine Erklärung dazu fehlt bislang.

Das Problem ist: selbst wenn es den Betriebsräten gelingen sollte, den Elektromotor ins Haus zu holen und die Produktion für beide Technologien auszulegen, wären die Sorgen noch nicht vom Tisch.

Denn im Vergleich zur klassischen Antriebstechnologie ist beim elektrifizierten Antriebsstrang nur etwa ein Drittel des vorher benötigten Personals im Einsatz. Dies wird sich nicht nur auf die Beschäftigungssituation bei den Herstellern, sondern auch auf die der Zulieferer auswirken.

Dass es vielen bei der Umstellung auf alternative Antriebsformen gerade gar nicht schnell genug gehen kann, ist aus Umweltgesichtspunkten verständlich. Tatsächlich sind bei dieser Umwälzung aber noch viele Fragen unbeantwortet, die eine besonnene Klärung verdienen. Da können die nun getroffenen Absichtserklärungen nur ein Anfang sein.