Nur mit enger internationaler Zusammenarbeit und mit effektiven Strukturen lässt sich Ebola eindämmen. Allmählich erkennt die Welt, wie unerlässlich Hilfe für die betroffenen Staaten in Afrika ist, kommentiert StZ-Redakteur Klaus Zintz.

Stuttgart - In Spanien leidet ein Flugzeugpassagier aus Nigeria an Schüttelfrost. Er wird isoliert und unter größten Sicherheitsvorkehrungen in ein Krankenhaus gebracht. Kurz darauf kommt Entwarnung, der Afrikaner sei nicht mit dem tödlichen Ebola-Virus infiziert. Und in den USA wird die Rückkehr eines Kreuzfahrtschiffes angeordnet, nur weil dort eine Pflegekraft Urlaub macht, die in der Klinik in Texas gearbeitet hat, in der ein Ebola-Patient gestorben ist. Sie sei zwar nicht direkt mit dem Patienten, aber möglicherweise mit seinen Körperflüssigkeiten in Berührung gekommen, heißt es zur Begründung.

 

Die Nerven vieler Menschen liegen vor allem in denjenigen Ländern blank, in denen sich Pflegekräfte an ebolakranken Patienten angesteckt haben. Wie es dazu trotz der strengen Sicherheitsvorschriften kam, ist nach wie vor nicht völlig geklärt – was die Sorgen und Ängste nur noch steigert. Vor allem in den USA wurde zudem offensichtlich, dass bei der Behandlung des aus Afrika eingereisten und mit Ebola infizierten Mannes viele Fehler gemacht wurden. Umso wichtiger ist es dort nun für Behörden wie Krankenhäuser, neue Fehler zu vermeiden und alles zu tun, um eine Ausbreitung der Krankheit zu unterbinden.

Dass dies speziell in gut gerüsteten Ländern gelingen kann, hat 2003 der Ausbruch der Lungenkrankheit Sars gezeigt. Der aus Asien stammende, sehr gefährliche Erreger wurde damals von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als weltweite Bedrohung eingestuft. Er hatte es durch infizierte Flugreisende bis nach Kanada geschafft. Dort starben zwar mehrere Menschen, aber die Seuche wurde dank umfangreicher Gegenmaßnahmen gestoppt.

Ebola ist nur mit globalen Reaktionen einzudämmen

Vor allem die Ereignisse in den USA – zusammen mit der dort grassierenden Angst vor einer Ausbreitung der Seuche – haben nun zu der Erkenntnis geführt, dass Ebola in der globalisierten Welt zu einer Gefahr werden kann, die bisher offenbar unterschätzt wurde. Dabei haben die Fachleute sicherlich recht, wenn sie immer wieder betonen, wie gering das Risiko einer Ebola-Epidemie etwa in Europa ist. Und wenn sie darauf hinweisen, dass in Ländern mit gut funktionierenden Gesundheitssystemen einer möglichen Ausbreitung wirkungsvoll entgegengetreten werden kann. Doch das ändert nichts daran, dass die Gefahr einer Ausbreitung über den westafrikanischen Herd hinaus so lange nicht gebannt ist, wie dort die Seuche wütet.

Und das tut sie mit offenbar nicht nachlassender Wucht. Offiziell redet die WHO von etwa 4500 Toten und 9000 infizierten Menschen. In Wahrheit dürften es viel mehr sein. Und die Zahlen wachsen stetig: Die WHO befürchtet, dass sich von Dezember an in Westafrika bis zu 10 000 Menschen neu infizieren – pro Woche!

Da sind die dringenden Appelle von UN-Generalsekrektär Ban Ki-moon und der bundesdeutschen Kanzlerin Angela Merkel nur folgerichtig – nämlich, dass Ebola nur mit schnellen globalen Reaktionen, einer deutlich engeren internationalen Zusammenarbeit und mit effektiveren Strukturen einzudämmen sei. Die richtige Erkenntnis ist also da – nun muss sie nur noch in Taten umgesetzt werden. Das kostet Geld und Zeit, und an beidem fehlt es. Gleichwohl gibt es keine Alternative, die Krankheit in Westafrika mit internationaler Hilfe schnell und wirkungsvoll zu bekämpfen. Immerhin stellen jetzt viele Staaten, auch die Bundesrepublik, namhafte Beträge zur Verfügung. Die Amerikaner haben bereits mehr als 500 Soldaten als Helfer entsandt, mindestens 3500 sollen folgen. Die Briten haben ein Hospitalschiff auf den Weg gebracht, auch die Deutschen wollen medizinisch helfen. Hierzulande haben sich beeindruckend viele Freiwillige gemeldet, um in Afrika kranke Menschen zu pflegen. Das macht Hoffnung, genau wie die Nachricht, dass die Ebola-Ausbrüche in Nigeria und Senegal überstanden sind.