Blatter und Platini, die beiden Mächtigen des Fußballs wurden für mehrere Jahre gesperrt. Jetzt kann aufgeatmet werden. Ein Kommentar von Heiko Hinrichsen.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Zürich - Die internationale Fußballgemeinde darf aufatmen: Schließlich bleibt ihr am 26. Februar, wenn auf einem Außerordentlichen Kongress in Zürich der nächste Präsident des Weltverbandes Fifa gewählt werden soll, eine neue Schmierenkomödie aus dem Hause des Jospeh S. Blatter erspart. Denn wie der gefallene Uefa-Boss Michel Platini ist der Schweizer, der so gerne den großen Zeremonienmeister des Weltfußballs gab, an diesem Montag von der Ethikkommission der Fifa für acht Jahre gesperrt worden.

 

Für Blatter wie für Platini bedeutet dieses in seinem Strafmaß gerechte Urteil das Ende der Funktionärskarrieren. Allein das dürfen alle Freunde des Fußballs als einen Teilsieg auf ihrer Habenseite verbuchen. Standen „Blattini“, die letztlich über eine dubiose und rechtlich in keinster Weise legalisierte Millionenzahlung von Blatter an Platini aus dem Jahr 2011 stolperten, doch über Jahrzehnte für ein mafiöses System von Vetternwirtschaft, Korruption und Betrug. Nun sind die alten Zöpfe an der Spitze abgeschnitten. Das ist erfreulich – doch jetzt kommt es darauf an, was künftig nachwächst.

Schließlich gilt es sowohl beim Weltverband Fifa wie auch beim kleinen europäischen Bruder, der Uefa, die Verhältnisse neu und sauber zu ordnen. Dies gleicht einer Herkulesaufgabe in einem von Korruption durchsetzten System wie der Fifa, bei der die Justiz gegen das Gros der Exekutivmitglieder ermittelt, soweit sie nicht bereits inhaftiert sind. Als ein Hoffnungsträger gilt der Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino, in dem viele gerne den neuen Fifa-Boss sehen würden. Doch auch die Vita des smarten Schweizers sollte wie die der vier weiteren zur Fifa-Präsidentenwahl zugelassenen Kandidaten jetzt genau durchleuchtet werden. Infantino kommt aus Brig, das liegt im Oberwallis neun Kilometer entfernt von Visp, der Geburtsstadt des Joseph Blatter. Ein Schelm, der sich böses dabei denkt?

Auch die Uefa muss sich jetzt einen neuen Boss suchen. Zwar könnte der geschasste Ex-Boss Platini wie Blatter vor dem Sportgerichtshof Cas ziehen – doch wird beiden dort im Falle einer Berufungsverhandlung wenig Chancen auf Erfolg eingeräumt. Wie schwierig die Suche nach neuem Führungspersonal aber auch auf der europäischen Ebene ist, belegt nicht zu Letzt der tiefe Fall des Wolfgang Niersbach. Der einstige DFB-Präsident galt noch bis zum Sommer als aussichtsreichster Kandidat für den Uefa-Chefsessel. Doch dann stürzte Niersbach über die Ungereimtheiten bei der Vergabe der Fußball-WM 2006 nach Deutschland.