Die Stadt hat eindeutig daneben gegriffen. Plakate mit dem F-Wort vor Schulen zu platzieren, war reichlich unüberlegt, findet unser Autor in seinem Kommentar.

Sillenbuch - Wer sich eine Kampagne ausdenkt, sollte sich überlegen, welches Publikum er ansprechen will. Grundschüler und Gymnasiasten können nicht im Ernst gemeint sein, wenn die Stadt auf die Freier zielt. Diejenigen, die in ihrem Auftrag das Plakat mit dem F-Wort an der Kemnater Straße angebracht haben, haben sich solche Gedanken nicht gemacht.

 

Das wäre die Aufgabe des Auftraggebers gewesen. Doch der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit mangelt es an Feinfühligkeit. Sonst hätte sie erkannt, dass ein Plakat der Kampagne vor Schulen ein kommunikatives Eigentor ist. Da hilft es wenig, dass das Jugendamt die Verwendung des F-Worts angeblich für Kinder als unbedenklich eingestuft haben soll. Es macht das Gebaren der Stadt in den Augen vieler Eltern wohl eher schlimmer. Die Schulleiter, die sich überlegen, wie sie Sechsjährigen die Nöte von Zwangsprostituierten erklären sollen, sind nun Kronzeugen für alle, die in der Kampagne eine Zumutung für die Öffentlichkeit sehen. Natürlich laufen überall in der Stadt Kinder an den Plakaten der Aktion vorbei. Doch wenn die Plakate an Schulen hängen, scheint es zwangsläufig, dass deshalb Lehrer bei ihrer Erziehung zum korrekten Sprachgebrauch in Erklärungsnöte kommen. Die Stadt hat das sicher nicht beabsichtigt, aber eben in Riedenberg bewirkt. Wenn sie es gut meint mit ihrer Kampagne für Prostituiertenrechte, sollte sie vorausschauender vorgehen. Schulen gibt es viele in Stuttgart.