Die SPD hat sich im Vorfeld der Volksabstimmung selbst entmannt. Die Grünen hingegen mobilisieren munter gegen Stuttgart 21. Ein Kommentar.  

Stuttgart - Clever sind sie, die Grünen. Das muss man ihnen zugestehen. Jedenfalls cleverer als ihr Koalitionspartner. Als die SPD-Spitzenkräfte Claus Schmiedel und Nils Schmid jüngst die Fühler zur CDU ausstreckten, um die Kampagne zur Volksabstimmung vorzubereiten, wurden die Sozialdemokraten mit großem Tamtam als ertappte Dunkelmänner vorgeführt, die wegen Stuttgart 21 sogar einen Koalitionsbruch riskierten. Besonders heftig fielen die Reaktionen innerhalb der SPD aus, die im Südwesten über kaum eine Frage so zerstritten ist wie über das Bahnprojekt.

 

Schmid und Schmiedel mussten ihre ziemlich dilettantisch eingefädelten Gespräche mit der CDU abbrechen und öffentlich Abbitte leisten. Die moralische Rendite strich der Ministerpräsident ein. In der Rolle des hintergangenen Ehepartners verkündete Winfried Kretschmann, natürlich werde seine Partei personell und finanziell in die Kampagne zur Volksabstimmung einsteigen. Dass da noch die Linkspartei dabei ist, was soll's, anders als die böse SPD schmiedet man ja gesellschaftliche Bündnisse.

Dass die Sozialdemokraten jetzt gelackmeiert dastehen, haben sie sich indes selbst zuzuschreiben. Es ist sympathisch, wenn Parteien politische Konflikte aufnehmen und in den eigenen Reihen austragen. Wenn es dabei aber bleibt, dann führt das ins politische Eunuchentum, wie das die Landes-SPD gerade bei der Volksabstimmung vorführt. Der Parteispitze fehlt es an Autorität, während manche Protagonisten in der Partei Solidarität zwar einfordern, aber selbst keineswegs leisten.