Jüngste Äußerungen von Landtagspräsident Guido Wolf zeigen: das Amt passt nicht zum Wahlkampf um die Spitzenkandidatur der CDU bei der nächsten Landtagswahl, meint StZ-Korrespondent Reiner Ruf.

Stuttgart - Darf ein Landtagspräsident das? Dem Verkehrsminister Winfried Hermann ein „erotisches Verhältnis zu Radwegen“ nachsagen? Grünen-Fraktionschefin Edith Sitzmann schlägt Alarm und wirft Guido Wolf vor, er verletze seine Amtspflicht. Ach was, ein Parlamentspräsident ist kein Eunuch, auch nicht qua Amt. Ein hübsches Aperçu ist allemal besser als ein politisch überkorrekter, aber schlechter Witz. Schwieriger wird es, wenn Wolf den Ministerpräsidenten für blöde erklärt, wenn er nicht gegen den Länderfinanzausgleich klagt. Da zeigt sich, dass der für einen potenziellen Spitzenkandidaten nötige Biss dann doch zur Selbstverstümmelung führen kann. Grandezza verrät die Äußerung jedenfalls nicht.

 

Spannend aber wird es, wenn Wolf eben mal so das Bildungssystem umkrempeln will. Die forsche Wortwahl richtet sich – im Vorfeld der CDU-Mitgliederbefragung – natürlich in erster Linie an die eigene Partei. Doch ob die Wähler in Baden-Württemberg scharf auf die nächste Revolution an den Schulen sind? Man kann das bezweifeln. Letztlich laufen Wolfs Vorschläge wieder auf ein Zwei-Säulen-Modell im Schulsystem hinaus. Ganz so riesig ist der Unterschied also nicht. Aber die Radikalität in der Rhetorik dürfte Wolf noch zu schaffen machen. Es sei denn, er verzichtet auf sein Präsidentenamt.