Technikvorstand Volker Kefer stellt seinem Geschäftsbereich zu Recht ein miserables Zeugnis aus, meint StZ-Korrespondent Thomas Wüpper.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Die Kosten laufen aus dem Ruder, Termine für Bauprojekte platzen, die Renditeziele werden verfehlt, das Geld reicht nicht und man arbeitet schlecht zusammen – es kommt selten vor, dass ein Konzernvorstand seinem eigenen Geschäftsbereich ein so katastrophales Zeugnis ausstellt. DB-Infrastrukturchef Volker Kefer geht sogar noch weiter: Der Manager stellt sogar das ganze Geschäftsmodell infrage, das der größte Staatskonzern bisher beim Schienennetz verfolgt.

 

Das ist starker Tobak. Was hat Kefer da bloß geritten, dass er beim jüngsten Treffen der DB-Führungskräfte solch einen Rundumschlag wagte? Und warum wird von der Konzernkommunikation die offenkundige Misere in Kefers Ressort auch noch so unverblümt im internen Rundschreiben an die Belegschaft im Detail ausgebreitet? Der Vorgang zeigt: Es rumort ganz gehörig im Konzern – und das liegt offenkundig nicht nur an den dürftigen Ergebnissen und trüben Aussichten von Kefers Ressort, sondern auch an seiner Person selbst.

Wer sich in Bahnkreisen umhört, bekommt wenig Schmeichelhaftes über den ehemaligen Siemens-Manager zu hören. Ein überforderter Technokrat sei er, ein reiner Theoretiker mit fehlendem Praxisbezug, spotten Kritiker. Kefer wisse immer alles besser, lasse kaum andere Meinungen gelten und entwerfe gerne große, aber wenig hilfreiche Masterpläne. Die miese Bilanz seines Ressorts zeige, dass den großen Worten keine erfolgreichen Taten folgten. Wie es aussieht, hat der Manager bereits ziemlich viel verbrannte Erde hinterlassen.

Besonders Kritiker von Stuttgart 21 mag die wachsende bahninterne Kritik an Kefer freuen. Denn im Streit um Sinn und Unsinn dieses Projekts stand der Manager für die DB an vorderster Front und verteidigte alle Fehlentwicklungen mit süffisantem Lächeln. Gerade dieses Großprojekt mit der zugehörigen ICE-Neubaustrecke jedoch wird für den Staatskonzern immer teurer und unberechenbarer – so wie es viele Kritiker früh vorausgesagt haben und es Kefer immer bestritten hat. Mitte Dezember muss der Vorstand dem Aufsichtsrat auch die zum wiederholten Male revidierten Kosten- und Terminpläne zu S 21 vorlegen. Es wird kein erfreulicher Tag für Volker Kefer werden.