Der Start war holprig, nun ist Leni Breymaier neue Landeschefin der krisengeschüttelten SPD. Mit ihr an der Spitze besinnt sich die Partei auf ihre Wurzeln. In der Krise liegt das nahe, kommentiert StZ-Redakteur Reiner Ruf.

Heilbronn - In ihrer Kandidatenrede für den Landesvorsitz sagte Leni Breymaier auf dem Heilbronner Parteitag, die SPD dürfe auch mal wieder „die alten Lieder“ singen. Oh je, Staub und Modergeruch! Das sieht nach einem Rückzug in die linke Kuschelecke aus: „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit...“ Aber die Sehnsucht nach den alten Liedern, so sie nicht nostalgisch, sondern programmatisch gemeint ist, mag so schlecht nicht sein. Die von Breymaier mit dem Schlachtruf „SPD pur“ vorgetragenen Themen zielen auf soziale Interessen, zu deren Wahrnehmung die SPD einst gegründet wurde – und die aktuell sind, so lange Menschen über diese Erde wandeln.

 

Breymaiers politische Erzählung handelt von Rente, Gesundheit und Bildung, kurzum: von sozialer Gerechtigkeit. Trockener Stoff aus dem Maschinenraum der Politik. Dort allerdings finden sich die Stellschrauben, die den Zusammenhalt der Gesellschaft garantieren – jenes Anliegen, von dem Ministerpräsident Winfried Kretschmann so eindringlich, jedoch wolkig zu reden weiß. Der stramme Marsch der baden-württembergischen Grünen in Richtung ökologisch grundierten Konservativismus kann der SPD wieder Luft zum Atmen verschaffen. Die neue Landesvorsitzende Breymaier darf nur nicht in den Fehler verfallen, SPD-Politik mit Verdi-Programmatik zu verwechseln.