Nach den Misshandlungen von Flüchtlingen durch private Sicherheitsleute in Nordrhein-Westfalen ist die Empörung groß. Dabei offenbaren die Fälle auch viel Heuchelei, weil in der öffentlichen Daseinsvorsorge oft massiv gespart wird, meint Matthias Schiermeyer.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Eine Welle der Empörung geht durch die Republik. Die Politik reagiert alarmiert auf die Entgleisungen in den nordrhein-westfälischen Asylheimen. Immerhin. Angesichts der immer größeren Zahl von Flüchtlingen, die nach Deutschland streben, ist es für eine offene Debatte über Unterbringungsmöglichkeiten und für bessere Kontrollen nie zu spät. So wird künftig vielleicht genauer darauf geschaut, was Fremde in den Unterkünften mitmachen, ohne dass sie sich dagegen wehren können – weil sie ihre Rechte nicht kennen. Gut möglich auch, dass noch weitere Verfehlungen ans Tageslicht kommen.

 

Standards werden immer weiter abgesenkt

Die Übergriffe von Wachdienstangehörigen decken aber auch eine große Heuchelei auf. Unter dem Spardruck privatisieren und verlagern staatliche Stellen selbst hoheitliche Aufgaben, ohne die Folgen zu bedenken. Diese Billigstrategie führt dazu, dass am Ende der Kette mit diversen Subunternehmen quasi unbeobachtet Beschäftigte zu Niedrigstlöhnen und ohne Eignung eingesetzt werden. Die Verantwortung für Mängel will dann niemand übernehmen. Nun ist es leicht, nach mehr Geld für betroffene Kommunen zu rufen. Besser wäre ein Konsens darüber, die Qualitätsstandards in der öffentlichen Daseinsvorsorge – auch für Asylbewerber – nicht immer weiter abzusenken. Gibt es diesen nicht, ist die derzeitige Erregung gar nichts wert.