Der FC Bayern ist auf dem Weg zum fünften Titel in Serie – doch diese Dominanz schadet der Fußball-Bundesliga. Um nicht weiter an Attraktivität zu verlieren, ist die Einführung von Play-offs eine Überlegung wert, meint unser Redakteur Jochen Klingovsky.

Stuttgart - Läuft der vierte Spieltag der Fußball-Bundesliga an diesem Mittwoch im Sinne des FC Bayern, was so unrealistisch nicht ist, können die Münchner anschließend bereits überlegen, wie sie die Herbstmeisterschaft feiern – weil sie auf ihre vermeintlich schärfsten Konkurrenten Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und VfL Wolfsburg mindestens fünf Zähler Vorsprung aufweisen. Spannend ist das nicht, weshalb der frühere Liga-Präsident Wolfgang Holzhäuser eine alte Idee wieder ins Spiel gebracht hat: die Einführung von Play-offs.

 

In diversen Bundesliga-Foren wurde Holzhäuser, Ex-Geschäftsführer von Bayer Leverkusen, von den Fans für seinen Vorschlag gnadenlos umgegrätscht – mit den bekannten Argumenten: Wer am 34. Spieltag oben steht, sei der verdiente Meister. Im Terminplan gebe es keine Luft für Play-offs, die ohnehin nur dem Kommerz geschuldet seien und zudem den sportlichen Wert der vorangegangenen Saison verringern würden. Alles nachvollziehbar. Und trotzdem muss sich die Fußball-Bundesliga Gedanken über ihre Attraktivität machen.

Auch in diesem Sommer sind wieder etliche Stars nach England abgewandert (Ilkay Gündogan, Henrikh Mkhitaryan, Leroy Sané, Granit Xhaka, Joel Matip), diese Entwicklung wird angesichts der TV-Milliarden für die Premier League nicht zu stoppen sein. Und der Bundesliga in Zukunft weiterhin schaden. Wie auch die Dominanz des FC Bayern. Es gibt kaum Zweifel daran, dass sich die Münchner den fünften Titel in Serie holen werden, und wenn sie doch mal ein Konkurrent ärgert, kaufen sie einfach dessen beste Spieler, wie Borussia Dortmund leidvoll erfahren musste (Mario Götze, Robert Lewandowski, Mats Hummels). Klar ist allerdings: Die gesamte Bundesliga verliert, wenn es nur noch darum geht, wann der Meister feststeht: an Fasching oder doch erst an Ostern? Weshalb Play-offs allemal eine sinnvolle Überlegung sind – weil sie Spannung garantieren.

Allerdings wäre es nicht damit getan, am Ende der Saison lediglich ein paar Entscheidungsspiele draufzupacken. Play-offs einzuführen, würde einen großen Einschnitt bedeuten: Die Liga müsste verkleinert werden, um neue Terminmöglichkeiten zu schaffen. Es dürfte nicht nur Play-offs um den Titel geben, sondern auch gegen den Abstieg, folglich wäre der gesamte Spielmodus (samt des DFB-Pokals) neu zu gestalten. Zudem müssten die Einnahmen des lukrativen neuen Systems so verteilt werden, dass die Schere zwischen Arm und Reich nicht noch weiter aufgeht. Aus Sicht von Traditionalisten sind Play-offs (wie früher die Torlinientechnik oder der TV-Beweis) undenkbar. Für alle, die Interesse an einem spannenden Wettbewerb haben, sind sie eine echte Option. Und zumindest eine ernsthafte Diskussion wert.