Die Uni Düsseldorf hat ein Verfahren zu der Frage eingeleitet, ob Annette Schavan der Doktortitel aberkannt werden muss. Trotz der Zweifel an ihrer Dissertation sollte die Bundesbildungsministerin im Amt bleiben, meint StZ-Politikchef Rainer Pörtner.

Politik/Baden-Württemberg: Rainer Pörtner (pö)

Stuttgart - Der Fall Schavan ist kein neuer Fall Guttenberg. Der Ex-Verteidigungsminister hatte bei seiner Dissertation so umfassend, so offensichtlich abgeschrieben, dass er sein Amt nicht weiter ausüben konnte. Seine Demission war zwingend. Ob die Doktorarbeit der Bundesbildungsministerin tatsächlich als Plagiat zu bewerten ist, bleibt dagegen umstritten. Wichtige Stimmen aus der Wissenschaft stehen Annette Schavan bei, zudem war das Vorgehen ihrer ehemaligen Universität selbst nicht ohne Fehl und Tadel.

 

Die Philosophische Fakultät der Uni Düsseldorf hat nun ein förmliches Verfahren zu der Frage eingeleitet, ob Schavan der Doktortitel aberkannt werden muss. Am Ende dieses Verfahrens kann auch die Entlastung der Ministerin stehen – so wie im Fall des niedersächsischen Kultusministers Bernd Althusmann. Dem attestierte die Universität Potsdam zwar eine Vielzahl formaler Mängel, sah aber kein verwerfliches wissenschaftliches Fehlverhalten.

Althusmann, zeitweise Vorsitzender der Kultusministerkonferenz, blieb während der Neu-Prüfung seiner Dissertation im Amt. Mit dem selben Maßstab sollte auch Annette Schavan gemessen werden. Ihre Autorität als Ministerin ist durch das Verfahren an der Uni Düsseldorf ohne Zweifel angekratzt. Aber ihre Glaubwürdigkeit ist nicht so stark beschädigt, dass sie im Amt handlungsunfähig wäre.