Mehr als 400 Stuttgarter Schüler sind am Gymnasium gescheitert und versuchen ihr Glück jetzt an der Realschule. Dass viele Kinder in der falschen Schulart landen, überrascht nicht, ist aber bedauerlich, meint unsere Redakteurin Inge Jacobs.

Stuttgart - Mehr als 400 Gymnasiasten sind aktuell an dieser Schulart in Stuttgart gescheitert. Das entspricht rund 13 Klassen. Man muss sich das mal vorstellen. Das ist für jedes einzelne Kind ein sehr schwerer Schlag. Ein Gescheiterter zu sein macht keinen Spaß.

 

Doch den Bildungsverantwortlichen in der Landesregierung musste von Anfang an klar sein, dass die Streichung der verbindlichen Grundschulempfehlung solche Folgen zeitigen würde. Denn mit der freien Schulwahl hatten sie den Familien eine große, vielleicht auch zu große Verantwortung aufgebürdet. Denn nicht alle Eltern können die Leistungsfähig- und Willigkeit ihrer Sprösslinge und die unterschiedlichen Anforderungen der Schularten realistisch einschätzen.

Mit Augenzudrücken ist nicht geholfen

Die Leidtragenden sind die Kinder. Denn bei aller Wahlfreiheit der Schularten blieb doch die Versetzungsordnung bestehen – jedenfalls in Realschule und Gymnasium. Und mit Augenzudrücken ist auf Dauer auch keinem Schüler geholfen.

Eine so große Zahl an Neuzugängen wirbeln auch an den Realschulen das Gefüge durcheinander. Klassen, in denen gerade ein Gemeinschaftsgefühl entstanden ist, müssen neu gebildet werden. Und die Pädagogen brauchen ein gutes Händchen, um den Neuzugängen wieder Erfolgserlebnisse zu ermöglichen.

Letztlich ist so ein Schulwechsel aber auch eine Chance. Dafür etwa, neuen Mut und Selbstbewusstsein zu gewinnen. Und das Abitur? Das kann auch über andere Wege erreicht werden. Und ganz sicher ist es nicht der einzige Glücklichmacher.