Der städtische Dienstleister SWS hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt, mein StZ-Redakteur Wolfgang Schulz-Braunschmidt.

Stuttgart - Am Dienstag ist so mancher Passant erstaunt vor dem Tagblattturm stehen geblieben. Denn dort haben die Stadtwerke Stuttgart (SWS) jetzt mit ihrem Kundenzentrum erstmals ein Gesicht – und von Samstag an auch ein Angebot: Mit ihrer hundertprozentigen Ökostrom-Offerte will die kommunale Energietochter rasch viele Kunden überzeugen.

 

Schwäbische Bescheidenheit war an diesem Tag nicht angesagt: Mit dem Ziel, in den verbleibenden elf Monaten dieses Jahres 30 000 Haushalte als Kunden zu gewinnen, haben die SWS die Messlatte bereits zum Start recht hoch gelegt. Aber wer bis 2020 in Sachen Energie sogar zum Grundversorger in der Landeshauptstadt aufsteigen möchte, der muss sich solche hohen Ziele stecken. Die Erfahrungen anderer Städte zeigen allerdings, dass der Aufbau eigener Stadtwerke gegen die harte Konkurrenz von Großkonzernen nicht so einfach und rasch vonstatten geht.

Aber in Stuttgart gibt es Anlass genug, die Dinge seitens der SWS optimistisch anzugehen. Dafür spricht zum einen das konsequent auf saubere Energie ausgerichtete Stromangebot der städtischen Energietochter, dessen Grundpreis auch für Handwerksbetriebe attraktiv sein dürfte. Dafür spricht auch der bei den Stuttgartern stark ausgeprägte Wunsch nach einer Rekommunalisierung von Versorgungsleistungen – siehe den erfolgreichen Bürgerentscheid in Sachen Wasserversorgung.

Nun können die Bürger zeigen, was ihnen ein dezentrales und kommunales Energieangebot wert ist. Ein volles SWS-Kundenzentrum wäre dafür am Samstag ein erstes gutes Zeichen. Die Energiewende ist damit aber noch nicht geschafft.