Zuerst das Desaster mit den Zug-Entgleisungen und jetzt taucht auch noch ein Gutachten auf, dass beim Brandschutz von Stuttgart 21 erhebliche Mängel beanstandet. Das verheißt für die Zukunft nichts Gutes, meint StZ-Ressortleiter Achim Wörner.

Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Stuttgart - Der Deutschen Bahn AG bleibt zurzeit in Zusammenhang mit Stuttgart 21 nichts erspart. Zuerst das anhaltende Desaster auf dem umgebauten Gleisvorfeld, das sich für manche Züge als fahruntauglich erweist. Und jetzt taucht auch noch eine brisante Expertise auf, die zu einem klaren Urteil kommt: So wie er bisher angedacht ist, genügt der Tiefbahnhof im Kessel der Landeshauptstadt modernen Brandschutzvorschriften nicht.

 

Gewiss, der Schienenkonzern selbst hat das Gutachten in Auftrag gegeben, um in einem besonders heiklen Bereich auf der sicheren Seite zu sein – und wird damit seiner Verantwortung gerecht. Dies zumal sich gerade beim Brandschutz die gesetzlichen Vorgaben in den vergangenen Jahren sukzessive verschärft haben. Richtig ist auch, dass sich die Zugstation der Zukunft nicht im Bau, sondern noch immer im Planungsstadium befindet. Und doch muss die Studie bei der Bauherrin Bahn AG alle Alarmglocken schrillen lassen.

Zu enge Fluchtwege, viel zu lange Evakuierungszeiten, unzureichende Belüftungssysteme – es sind gravierendste Mängel, die der Zweitgutachter akribisch auflistet und das Unternehmen damit in große Not bringt. Nun stehen sich im Moment offenbar die teilweise widersprüchlichen Aussagen zweier renommierter Gutachter gegenüber. Klar ist freilich, dass es eines nicht geben kann und darf: nämlich Abstriche beim Brandschutz, denn im Katastrophenfall geht es um Menschenleben. Das ist der Bahn zwar bewusst. Aber es stellt sich im Moment die Frage, ob in dem engen Trog überhaupt nachgebessert werden kann – und, falls ja, zu welchem Preis. Überdies drohte bei architektonischen Änderungen zeitlicher Verzug, durch den das Projekt noch weiter in Schieflage geriete.

Längst drängt sich der Eindruck auf, dass Stuttgart 21 keineswegs so gut vorbereitet ist, wie der Öffentlichkeit immer wieder suggeriert wurde. Das verheißt für die nächsten Jahre nichts Gutes.