Die Stuttgart-21-Bauherrin tut sich schwer mit Genehmigungen aller Art, macht aber gerne andere dafür verantwortlich. Doch das Hauptproblem ist sie selbst, meint StZ-Lokalchef Holger Gayer.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Es ist keinen Monat her, da hat die FDP-Politikerin Judith Skudelny dem Bahn-Chef Rüdiger Grube per Brief mitgeteilt, dass „sowohl die Kommunikation als auch die Vermarktung“ von Stuttgart 21 „selbst eingefleischte Befürworter zum Umdenken bringen“ könnten. Inzwischen stellt sich heraus, dass die frühere Bundestagsabgeordnete nicht nur recht hatte. Die Wahrheit ist schlimmer.

 

Etwa zu der Zeit, als die S-21-Unterstützerin Skudelny ihre Kritik formulierte, begann die Bahn eine kleine Röhre zu graben. Jetzt zeigt sich, dass die Herren über die größte Baustelle der Stadt keine ausreichende Genehmigung für diese verhältnismäßig winzige Maßnahme haben. Die Konsequenz: Der sogenannte Tunnelvortrieb ruht. In der Sprache der Bahn-Kommunikatoren ist das aber kein Baustopp. In der angefangenen Röhre würden Sicherungsanker gesetzt, heißt es. Also alles bestens?

Mitnichten. Es ist zwar höchste Zeit, dass die Bahn Sicherungsanker setzt – allerdings gilt dies in erster Linie für ihre ureigenen Aufgaben. Bisher hat der Konzern vor allem demonstriert, was er nicht kann. Er hat größte Schwierigkeiten mit Genehmigungen aller Art und erfindet für diese Probleme den neuen Begriff „behördlicher Schwergang“. Wer so agiert, erntet sogar bei seinen besten Freunden Misstrauen. Doch die S-21-Baustelle ist kein H0-Modell im Maßstab 1:87. Sie ist Realität und erfordert kompetente Fachleute – für die Taten und für die Worte.