Ministerpräsident Winfried Kretschmann lässt die Bahn schalten und walten. Das könnte sich bei der OB-Wahl rächen, meint Thomas Braun. 

Stuttgart - Mit dem Ergebnis der Volksabstimmung im Rücken müsste es der Bahn eigentlich leichtfallen, bei Stuttgart 21 ein Maximum an Transparenz herzustellen. Doch der Konzern tut genau das Gegenteil: Die Öffentlichkeit wird von Informationsveranstaltungen ausgeschlossen, und auch die Zusammenarbeit mit Stadt und Land lässt zu wünschen übrig. Zwar weist Bahn-Chef Rüdiger Grube Land und Stadt stets auf ihre "Projektförderpflicht" hin, aber mit der Informationspflicht gegenüber ihren Finanzierungspartnern nimmt es die Bahn nicht so genau.

 

Und was tun die Projektpartner? Während Stuttgarts OB öffentliche Kritik an der Bahn seit jeher scheut wie der Teufel das Weihwasser und sich die SPD in ihrer Begeisterung über S 21 von niemandem überbieten lässt, blieben auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann und sein Verkehrsminister seltsam stumm. Insbesondere an der Stuttgarter Grünen-Basis stößt diese von vielen als devot empfundene Haltung gegenüber der Bahn und der SPD zunehmend auf Unverständnis. Der Versuch, den Bäumen im Schlossgarten eine letzte Schonfrist zu verschaffen, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Regierungschef mit seiner Politik des "Augen zu und durch" viele gemäßigte Projektkritiker verprellt. Das könnte sich für die Grünen bei der Stuttgarter OB-Wahl im Herbst rächen.