Die Zweifel an der Leistungsfähigkeit von Stuttgart 21 bleiben trotz der Ablehnung der Bürgerbegehren. Die Stadträte machen bei der Debatte am Donnerstag eine schlechte Figur – ebenso wie Oberbürgermeister Fritz Kuhn, wie StZ-Redakteur Jörg Nauke meint.

Stuttgart - Für die Initiatoren der Bürgerbegehren gegen S 21 kam die Ablehnung natürlich nicht überraschend. Die Mehrheit im Rat sieht nicht nur keine Chance für die Stadt, aus den Finanzierungsverträgen auszusteigen. Sie erkennt darin trotz Kostenexplosion und Zweifeln an der Leistungsfähigkeit des Tiefbahnhofs weder Sinn noch Notwendigkeit. Das Projekt sei unumkehrbar, hat CDU-Chef Kotz den Befürwortern aus der Seele gesprochen. Stadträte jedweder Couleur haben in der Sitzung deutlich gemacht, nicht mit kritischen Beiträgen belästigt werden zu wollen, während sie mit ihren städtischen Handys und Tablets spielen. Natürlich hat sich beim SÖS-Chef Hannes Rockenbauch sein Selbstdarstellungstrieb Bahn gebrochen, gleichwohl hatte er wenigstens etwas zu sagen. Sitzungsleiter Fritz Kuhn hätte gut daran getan, alle zur Raison zu bringen.

 

Nun dürfte der übliche Gang vor die Gerichte stattfinden, die auf frühere projektfreundliche Urteile verweisen und die Bürgerbegehren für unzulässig erklären. Einen Erfolg feiern die Kritiker dennoch: Die Zweifel an der Leistungsfähigkeit sind genährt, letztlich kommen Bahn und Politik nicht an einer Klärung vorbei. Es geht dabei ja nicht nur um die Frage, wie viele Gleisbelegungen möglich sind. Mindestens so wichtig sind eindeutige Aussagen zur Dimensionierung der Fußgängeranlagen.

Auch der OB hat keine gute Figur gemacht. In den Augen vieler Gegner steht er als Wendehals da, weil von seiner Kritik am zu kleinen Bahnhof nichts mehr zu hören ist. Man reibt sich die Augen, dass er den Auftritt der Vertrauensleute mit verhinderte. Bei der Bürgerbeteiligung fällt er damit sogar hinter seinen Vorgänger zurück.