Die German Masters haben einen glänzenden Ruf. Doch das wirtschaftliche und mediale Umfeld für das Stuttgarter Reitturnier wird schwieriger, kommentiert Thomas Borgmann.

Stuttgart - Wer die besten Spring- und Dressurreiter der Welt live erleben möchte, dem bieten sich in Deutschland nur noch wenige Möglichkeiten: in der Aachener Soers, auf dem Hamburger Derbyplatz, in den Leipziger Messehallen und am Cannstatter Wasen. Mit mehr als 63 500 Zuschauern, so vielen wie seit 20 Jahren nicht mehr, haben die Macher des 30. German Masters mal wieder eine Bestmarke gesetzt – und das in einem immer schwieriger werdenden Umfeld.

 

Der Spitzensport mit den Pferden, namentlich die Springturniere, findet mehr und mehr im europäischen Ausland statt, dazu in Amerika und in den Golfstaaten: Vor allem Katar, aber auch China machen den Reitern lukrative Avancen, die Schweizer Uhrenkonzerne Rolex und Longines haben übers Jahr ihren Prestigekampf um die Vorherrschaft als machtvolle Sponsoren im Pferdesport noch weiter verschärft. Allein für eine Weltcupserie in China stellt Longines für die Saison 2015 rund zehn Millionen Euro bereit. Ludger Beerbaum ist als Pferdehändler und Turnierveranstalter mit einer eigenen Firma im Reich der Mitte vertreten. Nur eines von vielen Beispielen.

Die Bundesrepublik aber, lange Zeit die Nummer eins in der Zucht und dem Sport mit Spitzenpferden, ist dramatisch zurückgefallen: ARD und ZDF postieren ihre Kameras kaum noch an den Rand von Parcours und Viereck – der SWR-Sportchef Harald Dietz stellte am Rande des German Masters die provokante Frage: „Wo sind die Typen, an denen wir diesen Sport festmachen können?“ Unterdessen hat man die Traditionsturniere von Hannover und Bremen aufgegeben. Wirtschaftlich und medial tut sich der Reitsport hierzulande verdammt schwer. Immer weniger Kinder und Jugendliche drängen zu den Pferden. Immerhin zeigt der neue Besucherrekord in der Schleyerhalle, dass hier die Mischung stimmt zwischen kunterbunter Schau und dem Topsport. Hoffentlich bleibt das so – sicher ist es nicht.