Nach dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung platzen die Gymnasien aus allen Nähten. Die Kommunen müssen es nun richten. Ein Kommentar von StZ-Redakteurin Inge Jacobs.

Stuttgart - Jetzt, ein Jahr nach der Streichung der verbindlichen Grundschulempfehlung in Baden-Württemberg, zeichnen sich die Folgen dieser Entscheidung ab – räumliche und pädagogische. So drängen in Stuttgart knapp 60 Prozent der Viertklässler aufs Gymnasium und nur noch sieben Prozent auf die Werkrealschule. Schon jetzt ist klar, dass für die vielen Gymnasiasten der Platz nicht ausreicht. Stuttgart erwägt, Außenstellen einzurichten oder Werkrealschulen mit Gymnasialklassen zu füllen. In welchem Umfang dies bereits im nächsten Schuljahr nötig ist, darüber gibt es noch keine genaue Einschätzung. Denn noch steht nicht fest, wie viele Kinder den Anforderungen ihrer Schulart nicht gewachsen sind. Das gilt besonders für die Gymnasien, aber auch für die Realschulen.

 

Es wird zwar ständig von den großen Herausforderungen und der Heterogenität der Schülerschaft gesprochen, aber kaum einer traut sich zu sagen, was Sache ist: dass die Schüler nämlich nicht in so großer Zahl plötzlich intelligenter und fleißiger geworden sein können und dass nicht alle Eltern ihre Sprösslinge realistisch einschätzen. Aber noch gelten in den Schularten die herkömmlichen Bildungsstandards. So, wie es ist, wird das System Verlierer produzieren: Schüler, die scheitern; Lehrer, die dies nicht verhindern können; oder Klassen, in denen das Niveau sinkt.