Altes Kriegsgerät dient in den USA nun der Polizei. Das ist eine fatale Fehlentwicklung, wie die gewalttätigen Auseinandersetzungen in Ferguson belegen, kommentiert StZ-Korrespondent Frank Herrmann.

Ferguson - Es bleibt unklar, wie Michael Brown ums Leben kam. Ob ein Polizist den Teenager schikanierte oder ob der Beamte schoss, nachdem ihn der 18-Jährige angegriffen hatte – sicher ist: Brown war kein Unschuldslamm. Das Bild des sanften Riesen, das anfangs in Umlauf war, ist falsch. Nur: erstens wusste der Beamte nichts von einem zuvor begangenen Ladendiebstahl, als er Brown stoppte. Zweitens war der Tod des Jungen nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Nun entladen sich Spannungen, die sich über Jahre angestaut haben.

 

Die Hauptschuld trägt eine vornehmlich weiße Polizeitruppe, deren Anblick im mehrheitlich schwarzen Ferguson an die Südstaaten in Zeiten der Rassentrennung erinnern. Wie bis an die Zähne bewaffnete Einsatzkommandos dann auf die Proteste reagierten, das hat den Eindruck nur noch verstärkt. Panzerwagen, Tränengas, Gummigeschosse: Bilder, mit denen man eher die US-Armee im Irak des Jahres 2004 assoziiert als den Mittleren Westen des Jahres 2014. Ordnungshüter, die sich aufführen, als wäre Krieg. Es liegt auch an einem irrsinnig anmutenden Programm des Pentagon. Um überzähliges Kriegsgerät nicht verschrotten zu müssen, hat das Verteidigungsressort Ausrüstung im Wert von 4,3 Milliarden Dollar an Amerikas Polizeikräfte verkauft. Eine fatale Fehlentwicklung.