Der FC Bayern hat mit seiner Kompromisslösung im Fall van Gaal die falsche Botschaft gesendet, meint StZ-Sportchef Peter Stolterfoht.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

München - Eine Trainerentscheidung ist immer ein Signal, egal wie sie ausfällt. Der FC Bayern hat mit seiner Kompromisslösung im Fall Louis van Gaal, der nun bis zum Saisonende bleiben darf, die falsche Botschaft gesendet. Eine klare Ansage wäre in dieser angespannten Situation nötig gewesen, in der sich die Bayern verzweifelt an den letzten verbliebenen Strohhalm Champions League klammern. Dabei hätte eine Entlassung ebenso Entschlossenheit vermittelt wie das demonstrativ ausgesprochene Vertrauen an den Coach. Stattdessen hat sich der FC Bayern auf eine für ihn sehr untypische, weil halbgare Lösung verlegt.

 

Auch das ist ein Signal - zunächst einmal an Louis an Gaal. So deutlich wurde einem Bundesligatrainer wohl noch nie vor Augen geführt, dass er nur deshalb noch im Amt ist, weil zurzeit kein geeigneter Nachfolger zur Verfügung steht. Durch die tagelange Hängepartie wurde Louis van Gaal der Basis seines Systems beraubt - dem Respekt, den ihm seine Spieler entgegenbringen müssen. Deshalb wäre es jetzt eine große Überraschung, wenn der geschwächte Bayern-Trainer eine verunsicherte Mannschaft zu alter Stärke führen würde.

Das Münchner Signal der Ratlosigkeit dürfte bei anderen Clubs dagegen für eine gewisse Beruhigung sorgen. Selbst der FCBayern ist nicht auf jede Situation vorbereitet und findet nicht immer passende Antworten. Stattdessen muss sich der Rekordmeister unangenehme Fragen gefallen lassen. Auch jene etwa, ob die vielen Startrainer der Vergangenheit die vereinseigene Talentschmiede haben verstauben lassen? Während die jungen Dortmunder Spieler zurzeit das Maß aller Dinge sind, steht der Nachwuchs des FC Bayern abgeschlagen auf dem letzten Platz in der dritten Liga.